taz.de -- Özil und Gündoğan posieren mit Erdoğan: Not their president?

Mesut Özil und Ilkay Gündoğan lassen sich mit dem türkischen Staatspräsidenten fotografieren. Dürfen die das als deutsche Auswahlfußballer?
Bild: Wahlkampfhilfe für Erdoğan? Das gemeinsame Foto mit Mesut Özil sorgt für Diskussionen

Zwei deutsche Nationalspieler posieren mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Dessen Partei, die AKP, die sich wie der Präsident im Wahlkampfmodus befindet, twittert stolz die Fotos der Begegnung. Mesut Özil und Ilkay Gündoğan haben Erdoğan Trikots der Klubs, bei denen sie beschäftigt sind, geschenkt.

Der Bescherte, der sich gerade in London aufhält, präsentiert mit gehörigem Stolz in der Miene die Leibchen des FC Arsenal und von Manchester City. Vielleicht hat er sich besonders gefreut über die Widmung, die ihm Gündoğan auf das hellblaue Manchester-Trikot gepinselt hat. „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten“ steht da. Schlimm? Darf der das als deutscher Auswahlfußballer überhaupt? Kann Deutschland mit solchen Spielern die WM gewinnen?

Wir wissen nicht, welche Berater die beiden Kicker zu diesem PR-Auftritt mit Erdoğan zwei Tage vor Bekanntgabe des deutschen Kaders für die WM in Russland gedrängt haben. Hoffen wir mal, dass es sich zumindest finanziell für die beiden Kicker gelohnt hat.

Und hoffen wir, dass sie den Shitstorm aus der rechten Ecke, der am Montag kräftig zu blasen begann, gut verkraften werden. Aber eines sei an dieser Stelle dann doch festgehalten: Deutsche Nationalspieler, die sich mit dem Präsidenten eines Landes ablichten lassen, an das die Bundesrepublik auch zu Kriegszeiten Waffen liefert, so schlecht passt das nun wirklich nicht zusammen.

Nur einer ärgert sich: Reinhard Grindel, der Boss des Deutschen Fußball-Bundes, kritisiert: „Es ist nicht gut, dass sich unsere Nationalspieler für Erdoğans Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen. Der Integrationsarbeit des DFB haben unsere beiden Spieler mit dieser Aktion sicher nicht geholfen.“ Ob nicht eigentlich er Gündoğans Präsident sei, mag er sich fragen.

14 May 2018

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Andreas Rüttenauer

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