taz.de -- Reaktion auf Trumps UNO-Auftritt: Eine „ignorante Hassrede“

Trumps Ausfälle gegen den Nukleardeal mit Iran stoßen auf Kritik. Einige sehen das Abkommen als Vorbild für die Lösung des Konflikts mit Nordkorea.
Bild: Schon am Dienstag nannte Trump den Iran einen „abgewirtschafteten Schurkenstaat“

Genf taz | Die scharfen Attacken von US-Präsident [1][Donald Trump vor der UN-Vollversammlung] gegen Iran und das Nuklearabkommen mit Teheran sind international fast ausschließlich auf scharfe Kritik und Widerspruch gestoßen. Das Thema beherrschte auch den Mittwoch, an dem die Rede des iranischen Präsidenten Hassan Rohani vor der Vollversammlung sowie ein Treffen der Außenminister der sechs Vertragsstaaten des Nuklearabkommens auf der Tagesordnung standen.

Trump hatte Iran am Dienstag als „abgewirtschafteten Schurkenstaat“ verunglimpft, dessen „Hauptexportartikel Gewalt, Blutvergießen und Chaos“ seien. Das unter seinem Vorgänger Barack Obama abgeschlossene Nuklearabkommen mit Teheran bezeichnete der US-Präsident zum wiederholten Mal als „Fehler“ und als eine „Peinlichkeit für die USA“.

In deutlichem Widerspruch zu Trump lobte der französische Präsident Emmanuel Macron das Nuklearabkommen als „eine gute Vereinbarung“. „Eine Abkehr davon wäre ein schwerer Fehler, es nicht zu respektieren, wäre unverantwortlich“, betonte Macron. Ähnlich hatte sich im Vorfeld der UN-Vollversammlung auch Bundeskanzlerin Angela Merkel geäußert.

Die Vereinbarung mit Iran könne Vorbild sein für eine diplomatische Lösung des Konflikts mit Nordkorea. Als eine „sehr nationalistische, falsche Rede, zum falschen Zeitpunkt und vor den falschen Zuhörern“, kritisierte die schwedische Außenministerin Margot Wallströmm Trumps Kriegsdrohungen gegen Iran und andere von ihm so bezeichnete „Schurkenstaaten“. Lob bekam Trump lediglich vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. In seinen „mehr als 30 Jahren Erfahrung mit den Vereinten Nationen“ habe er „noch nie eine kühnere oder mutigere Rede gehört“.

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif verurteilte Trumps Äußerungen als „ignorante Hassrede“. „Die Äußerungen gehören ins Mittelalter, nicht in die heutige Zeit, sie sind schamlos und zeigen Trumps Unwissenheit“, schrieb Sarif über Twitter.

Für den späten Mittwochnachmittag ist in New York ein erstes Treffen Sarifs mit seinem US-Amtskollegen Rex Tillerson geplant, gemeinsam mit den Außenministern der anderen fünf Vertragsstaaten des Nuklearabkommens Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland.

20 Sep 2017

LINKS

[1] /Kommentar-Trumps-Rede-vor-der-UNO/!5449257

AUTOREN

Andreas Zumach

TAGS

Donald Trump
Uno
Schwerpunkt Iran
Atomabkommen
China
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt Iran
Hassan Rohani
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Donald Trump

ARTIKEL ZUM THEMA

USA und Nordkorea: Direkter Kontakt, wenig Interesse

Die Kriegsrhetorik zwischen den USA und Nordkorea hat sich in jüngster Zeit hochgeschaukelt. Aber hinter den Kulissen gibt es direkten Kontakt.

Aufrüstung in Nordkorea: Flugzeuge an die Ostküste verlagert

Nordkorea ergreift weitere Maßnahmen, um seine Verteidigungsfähigkeit auszubauen. Trumps Bemerkungen seien eindeutig eine Kriegserklärung.

Atomprogramm im Iran: Neue ballistische Rakete getestet

US-Präsident Donald Trump droht dem Iran offen mit dem Ende des Atomabkommens. Die Islamische Republik zeigt sich unbeeindruckt und testet erstmal eine neue Rakete.

Kommentar Streit über Atomdeal mit Iran: Die Front des Westens spalten

Irans Präsident Hassan Rohani hat es geschafft, das Atomabkommen zu einem Konflikt zwischen den USA und der EU zu machen.

Politdiskussionen um Iran und Nordkorea: Zwei Atomkonflikte wegen Trump

Auf Trumps Worte gegen das Abkommen mit dem Iran folgen große Sorgen. Außenminister Gabriel zweifelt nun auch an einer Lösung des Nordkorea-Streits.

Rohani über Trumps Rede vor der UNO: „Ignorant, absurd und abscheulich“

Irans Staatspräsident Hassan Rohani verurteilt Trumps Attacken. Sollte dieser das Atomabkommen kündigen, hätte das Konsequenzen.

Kommentar Trumps Rede vor der UNO: Peinlich und aggressiv

Es war eine brutale Rede, die US-Präsident Trump vor den Vereinten Nationen gehalten hat. Leider hatte er keine Ahnung, was er da sagte.

UN-Generalversammlung in New York: Trump holt zum Rundumschlag aus

US-Präsident Donald Trump nutzt seine Rede in der Generalversammlung für heftige Drohungen gegen Nordkorea und den Iran.