taz.de -- Rohingya in Birma: Dutzende Tote bei ethnischer Gewalt
Weil sich eine kleine Gruppe radikaler Rohingya wehrt, müssen andere Angehörige der Volksgruppe vor dem buddhistischen Militär fliehen.
Rangun/Frankfurt a.M. epd | Im Westen Birmas dauert die ethnische Gewalt an. Wie lokale Medien am Sonntag unter Berufung auf Behördenangaben berichteten, sind im Bundesstaat Rakhine inzwischen mehr als 100 Menschen getötet worden. Während Tausende Angehörige der muslimischen Rohingya-Volksgruppe ins benachbarte Bangladesch flüchteten, wurden zugleich nicht-muslimische Bewohner in Sicherheit gebracht.
Der Konflikt war wieder aufgeflammt, als sich am Freitag eine Gruppe militanter Rohingya namens „Arakan Rohingya Salvation Army“ (ARSA) zu Angriffen auf Polizei- und Armeeposten bekannt hatte. Die ARSA erklärte, dies sei eine Reaktion auf die an der Rohingya-Minderheit verübten Gräuel durch Birmas Armee. Die Rohingya werden im buddhistisch dominierten Birma nicht als ethnische Minderheit anerkannt und sind systematischer Verfolgung ausgesetzt.
Nachdem es bereits im Oktober vergangenen Jahres ähnliche Angriffe auf Polizei-Grenzposten gegeben hatte, begann der jüngste Feldzug der Armee. Sowohl die UN als auch Menschenrechtsorganisationen werfen dem Militär Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ethnische Säuberungen an den Rohingya vor. Birma hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Seit 2012 kommt es in Rakhine, wo etwa eine Million Rohingya leben, immer wieder zu Pogromen gegen die muslimische Volksgruppe.
Kurz vor der neuen Welle der Gewalt hatte eine von Birmas De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi eingesetzte Kommission unter dem früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan vor einer Verschärfung des ethnischen Konflikts gewarnt.
27 Aug 2017
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