taz.de -- Kolumne Leipziger Vielerlei: Mehr Mut!

Durch die Woche in Leipzig mit einer Geschichtsstunde, einem luftgepolsterten Hochgeschwindigkeitszug und den Visionen zweier Megalomanen.
Bild: Sehr spacig: das Hyperloop-Projekt von Elon Musk

Dieser Text handelt von Visionen. Ich bin ein großer Fan des Größenwahnsinns. Von Joshua Norton zum Beispiel. Der war ein in San Francisco lebender Geschäftsmann, der sein Vermögen Mitte des 19. Jahrhunderts bei Spekulationen mit peruanischem Reis verzockte. Eine belastende Erfahrung, der Mann wurde exzentrisch. 1859 gab er sich selbst den Titel Norton I. und krönte sich zum Kaiser der Vereinigten Staaten und Schutzherrn von Mexiko.

Viel beachtet waren seine Fehde mit der selbsternannten Wiedergeburt von George Washington, ein Erlass über die Auflösung des US-Kongresses durch das Militär (sowohl Kongress als auch Armee ignorierten den Aufruf) sowie das Vorhaben, eine acht Kilometer lange Hängebrücke zwischen San Francisco und dem benachbarten Oakland bauen zu lassen – damals undenkbar. Letzteres führt uns dann auch in die Gegenwart.

Technikvisionär und PayPal Mitgründer Elon Musk möchte ein Zugsystem bauen. Hyperloop heißt das Projekt. Dabei fährt der auf Luftpolstern gleitende Zug durch eine Vakuumröhre wie beim Rohrpostverfahren. So sollen Geschwindigkeiten von bis zu 1.200 Kilometer pro Stunde möglich sein. Eine Idee: Bahn und Hochgeschwindigkeitstrasse könnten in Deutschland gebaut werden.

Neben Hamburg, München und Berlin wäre dann auch Leipzig eine der acht Stationen. Die Bahn würde auf einem großen Ring ums Land führen, 2.000 Kilometer in 142 Minuten. Von einem Professor der Technischen Universität Dresden hieß es direkt: Unfug, klappt eh nicht. Aber Dresden ist auch die Stadt, in der alle Visionen sterben.

Mehr Mut! Auch der Kaiser bekam seine Brücke. 56 Jahre nach Nortons Tod wurde die Bay Bridge am 12. November 1936 eröffnet. Von wegen unmöglich.

2 Jul 2017

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Markus Lücker

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