taz.de -- Massenproteste in Marokko: Tod eines Verkäufers löst Unruhen aus

Ein Fischverkäufer wird bei einer Auseinandersetzung mit der Polizei getötet. Der Fall weckt Erinnerungen an den Ursprung der tunesischen Revolution.
Bild: Sie alle sind Mohcine Fikri: Nach dem Tod eines Verkäufers bringen Hunderte Marokkaner ihren Unmut auf die Straßen

Rabat ap | Der Tod eines Fischverkäufers nach einer Polizeikontrolle hat in Marokko für Empörung gesorgt. In mehreren Städten wurde über soziale Netzwerke zu Protesten aufgerufen, einige verglichen den Fall in der Stadt Hoceima mit jenem eines tunesischen Straßenhändlers, dessen Tod letzlich den Arabischen Frühling ausgelöst hatte.

Nach Angaben marokkanischer Medien warf die Polizei einen Schwertfisch vom Stand des Mannes – laut französischen Medien handelt es sich um den 31-jährigen Mouhcine Fikri – in den Müll, weil er die Sorte zu dieser Jahreszeit gar nicht fischen hätte dürfen.

Auf einem Video ist zu sehen, wie er in einen Müllwagen springt, um offenbar den Fisch wieder herauszuholen. Dabei wird er zu Tode gequetscht.

Die marokkanische Polizei teilte mit, ihre Beamten hätten nichts mit dem Tod des Mannes zu tun gehabt. König Mohammed VI. ordnete eine Untersuchung zu dem Fall an.

Auf Twitter werden Fotos, Videos und Solidaritätsbekundungen unter den arabischen Hashtags حن_مو# und كلنا_محسن_فكري# – „wir sind alle Mouhcine Fikri“ – geteilt.

31 Oct 2016

TAGS

Polizei
Zehn Jahre Arabischer Frühling
Massenproteste
Marokko
Marokko
Marokko
Marokko
Marokko
Marokko
Peter Altmaier
Printkrise
sichere Herkunftsländer

ARTIKEL ZUM THEMA

Tod eines Fischhändlers in Marokko: Vom System zerquetscht

Mouhcine Fikri starb in einer Müllpresse, aus der er seine Ware retten wollte. Er wurde zum Symbol neuer Proteste gegen die Regierenden.

Nach Tod eines Fischhändlers in Marokko: Tausende ziehen zum Parlament

2.000 Demonstranten zeigten ihre Solidarität mit dem Toten. Sie skandierten „Wir sind alle Mouhcine“ und „Nein zu Korruption“. Die Proteste dauern seit Tagen an.

Tod von Fischverkäufer in Marokko: Elf Verdächtige festgenommen

Mehrere Behördenmitarbeiter müssen sich für den grausamen Tod eines Verkäufers in einem Müllwagen verantworten. Elf Verdächtige wurden festgenommen.

Aus Le Monde diplomatique: Marokko in der Hand des Königs

Die islamische PJD hat die Parlamentswahl gewonnen. Doch die Macht liegt weiter bei Mohammed VI. Kritiker werden verhaftet und gefoltert.

Parlamentswahl in Marokko: Gemäßigte Islamisten gewinnen

Premierminister Benkirane kann weiter regieren. Doch er muss sich seine Koalitionspartner in einem gespaltenen Land suchen.

Streit über sichere Herkunftsstaaten: Kanzleramt schaltet auf stur

Marokko, Tunesien, Algerien als sichere Herkunftsländer? Kanzleramtschef Altmaier beharrt in einem Brief an die Länder-Grünen auf dieser Einstufung.

Krise der Printmedien in Marokko: Gratislesen verboten

Der Kommunikationsminister von Marokko plant ein Gesetz gegen öffentliches Zeitunglesen – um den Absatz zu erhöhen.

Bundestag über sichere Herkunftsstaaten: Viel Empörung, wenig Heiterkeit

Der Bundestag hat für die Einstufung Marokkos, Tunesiens und Algeriens als sichere Herkunftsländer gestimmt. Es geht um Abschreckung.