taz.de -- Krieg in Syrien: Andere Angreifer und andere Ziele

Am Mittwochabend wurde ein von Kurden kontrolliertes Gebiet von der Türkei beschossen. Am Morgen danach bombardierte Israel eine Basis der syrischen Armee.
Bild: Afrin, hier im März 2015, wurde am Mittwochabend beschossen

Beirut/Damaskus afp/dpa | Durch türkische Artillerieangriffe sind in Syrien nach Angaben von Aktivisten sechs kurdische Kämpfer und mehrere Zivilisten getötet worden. Wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag mitteilte, wurde das von Kurden kontrollierte Gebiet Afrin am Mittwochabend von der Türkei aus heftig beschossen. Eine syrisch-kurdische Nachrichtenwebsite nannte die gleiche Opferzahl.

Die überwiegend von Kurden bewohnte Region Afrin wird seit der Vertreibung der syrischen Regierungstruppen im Jahr 2012 von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) kontrolliert. Seit dem Beginn der türkischen Militäroffensive in Syrien wurde sie bislang jedoch noch nicht direkt von der Türkei angegriffen.

Insgesamt starben seit Beginn der türkischen Offensive nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 19 kurdische und verbündete Kämpfer. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Informanten vor Ort; ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

Türkische Einheiten kämpfen seit dem 24. August in Nordsyrien zusammen mit syrischen Rebellen gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Ziel ist es, die Nachschubwege der Dschihadisten über die türkisch-syrische Grenze zu kappen. Die türkische Offensive richtet sich aber auch gegen die YPG. Ankara will verhindern, dass die Kurden ein zusammenhängendes Autonomiegebiet in der Grenzregion schaffen. Für die USA sind die Kurdenmilizen jedoch ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den IS.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrecht meldete außerdem, dass am frühen Donnerstagmorgen ein israelisches Kampfflugzeug auf den Golanhöhen eine Basis der syrischen Armee bombardiert hat. Drei Raketen seien um den Ort Hader eingeschlagen. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, der Angriff habe vier Soldaten verletzt und ein Mörsergeschütz zerstört.

Israel reagierte damit nach Angaben der Armee auf Beschuss aus Syrien am Vortag. Am Mittwochabend hatte im Norden des von Israel besetzten Teils der Golanhöhen auf offener Fläche ein Geschoss aus Syrien eingeschlagen. Verletzt wurde dabei niemand.

Israels Armee hat bereits mehrfach Militär und Rebellen in Syrien beschossen. Erst am Sonntag hatte sie ein Ziel in derselben Region angegriffen, nach israelischen Angaben ebenfalls als Reaktion auf Beschuss. Israel hatte die Golanhöhen 1967 von Syrien erobert.

8 Sep 2016

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