taz.de -- Türkische Truppen in Syrien: Angriffe auf prokurdische Kämpfer
Im Norden Syriens liefern sich laut verschiedenen Berichten türkische Truppen und kurdische Kämpfer Gefechte. Ankara sieht die YPG als Terrororganisation.
Beirut afp | Im Norden von Syrien haben sich türkische Panzer am Samstag schwere Zusammenstöße mit örtlichen Kämpfern geliefert, die von kurdischen Kräften unterstützt werden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte drangen türkische Panzer auf die Ortschaft Al-Amarne in der Provinz Aleppo vor. Dort habe es dann Gefechte mit arabischen und turkmenischstämmigen Kämpfern gegeben, die mit den Kurden verbündet sind.
Es sei „das erste Mal“ seit dem Beginn der türkischen Offensive in Syrien, dass es zu solchen Zusammenstößen gekommen sei, erklärte die Beobachtungsstelle. Ein Vertreter der halbautonomen Kurdengebiete in Syrien bestätigte die Kämpfe bei Al-Amarne, das etwa acht Kilometer von der syrischen Grenzstadt Dscharablus entfernt liegt.
Die Türkei hatte am Samstag weitere Panzer über die Grenze geschickt. Ihre Offensive richtet sich gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), aber auch gegen Stellungen der syrisch-kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die Ankara ebenfalls als Terrororganisation betrachtet.
Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zerstörten die Streitkräfte bei Angriffen am Samstag zudem ein Waffenarsenal und einen Kommandoposten von „Terrorgruppen“ südlich der syrischen Grenzstadt Dscharablus. Unklar war zunächst, ob es sich um Luftangriffe oder Angriffe durch Artillerie handelte und welche Gruppen im Visier der Streitkräfte standen. Prokurdische Rebellen in Syrien erklärten ihrerseits, sie seien das Ziel türkischer Luftangriffe am Morgen gewesen.
27 Aug 2016
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