taz.de -- Kreditwürdigkeit herabgestuft: Türkei ist ein „Hochrisikoland“
Die Ratingagentur Standard & Poor’s stuft die Kreditwürdigkeit der Türkei erneut herab. Und fängt sich Kritik ein.
Berlin taz | Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Türkei als Hochrisikoland eingestuft. Die türkische Regierung reagierte ungehalten auf die Abwertung. Sie sei rein politisch motiviert, erklärte Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci.
S & P hatte die Bonität bereits unmittelbar nach dem Putschversuch in der Türkei um eine Stufe auf BB gesenkt und war dafür von Präsident Recep Tayyip Erdoğan heftig kritisiert worden.
Vizeministerpräsident Mehmet Simsek hatte Schritte gegen S & P angedroht – wovon sich die Ratingagentur nicht beeindrucken lässt. S & P begründet die Herabstufung mit der derzeitigen politischen Unsicherheit, die ausländisches Kapitals verschrecke. Die Türkei ist auf Investitionen aus dem Ausland angewiesen.
Die Bewertung durch Ratingagenturen hat Auswirkungen auf die Kosten für Kredite. Je schlechter die Einstufung, desto höher sind die Zinsen. Die Türkei hat in den ersten Jahren der Regierung Erdoğan einen Wirtschaftsaufschwung erlebt, der über Auslandsschulden finanziert wurde. Ein großer Teil dieser Schulden muss im kommenden Jahr refinanziert werden.
„Die türkische Wirtschaft geht augenblicklich durch Turbulenzen“, sagte Wolf-Ruthart Born von der Wirtschaftsförderungsagentur Investment Support and Promotion Agency of Turkey, die dem türkischen Ministerpräsidenten untersteht. Die Bewertung von S & P trage nicht zur Beruhigung bei. Unternehmen und Finanzbranche seien angesichts des Ausnahmezustands verunsichert und beobachteten sehr aufmerksam, wie es weitergeht.
„Die Wirtschaft erwartet, dass die Regierung die Rahmenbedingungen stabilisiert und sich an rechtsstaatliche Grundsätze hält“, sagt Born, der von 2009 bis 2011 Staatssekretär im Auswärtigen Amt in Berlin war.
2 Aug 2016
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