taz.de -- Einstufung der Kreditwürdigkeit: Türkei auf Ramschniveau
Moody's ist nicht die erste Ratingagentur, die das Land herabstuft. Die Regierung wirft den Agenturen fehlende Neutralität vor – sichert aber Reformen zu.
Istanbul dpa | Die US-Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit der Türkei auf Ramschniveau herabgestuft. Als Begründung nannte sie am Freitagabend unter anderem das langsame Wirtschaftswachstum des Landes. Das Klima für Investitionen sei weiterhin schlecht.
Zudem bestehe ein erhöhtes Risiko, dass sich ausländisches Kapital zurückziehen könne und die Rücklagen des Landes schnell reduziert würden. Auch die Gefahr einer Zahlungsbilanzkrise habe sich erhöht. Besorgt sei Moody's zudem um die Stärke der türkischen Institutionen.
Mit ihrer Einschätzung [1][folgt die Ratingagentur den Kollegen von Standard & Poor's] (S&P), die die Türkei bereits nach dem Putschversuch im Juli heruntergestuft hatten. Die Agentur Fitch ist derzeit der einzige größere Bonitätswächter, der die Türkei noch über dem Ramschniveau hält.
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim kritisierte die Herabstufung. Die Regierung glaube nicht, dass solche Bewertungen der Ratingagenturen auf einer neutralen Grundlage beruhten, sagte er nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in Istanbul. Stattdessen gehe es darum, die türkische Wirtschaft in ein schlechtes Licht zu rücken.
Der für Wirtschaft zuständige Vize-Ministerpräsident Mehmet Simsek betonte bei Twitter: „Die Grundlagen der Türkei sind solide.“ Die beste Antwort an die Ratingagenturen sei es, Strukturreformen zu beschleunigen und Finanzdisziplin zu wahren.
Fitch bestätigte derweil die Top-Bewertung für Deutschlands Kreditwürdigkeit. Demnach behält die größte Volkswirtschaft der Eurozone mit „AAA“ die beste Bonitätsnote.
25 Sep 2016
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