taz.de -- Berufliche Fortbildung: Ab August gibt's mehr Bafög

Die Regierung startet das Aufstiegs-Bafög für Menschen mit Ausbildung, die sich weiterbilden. Studis kriegen sieben Prozent mehr Geld.
Bild: Er will sich fortbilden? Der Staat gibt dafür künftig mehr Geld aus

Berlin taz|Menschen, die eine Ausbildung absolviert haben und sich beruflich fortbilden, können ab 1. August auf bessere staatliche Unterstützung zählen. Für das sogenannte Meister-Bafög gelten höhere Zuschüsse und Bedarfssätze. Und der Kreis derjenigen, die Ansprüche anmelden dürfen, wird größer.

So fließt Vermögen bis 45.000 Euro nicht in die Berechnung ein, der Basissatz zum Lebensunterhalt steigt von 645 auf 708 Euro. Damit das alles nicht unbemerkt bleibt, hat das Meister-Bafög gleich ein neues Label erhalten: Es heißt jetzt Aufstiegs-Bafög. Die werbeträchtige Umbenennung ist durchaus nachvollziehbar. Denn vom Aufstiegs- alias Meister-Bafög profitieren eben nicht nur angehende Handwerksmeister, sondern etwa auch die Friseurin, die schon einen Meister hat und nun einen IHK-Lehrgang zur Ausbildungsmentorin macht.

Dabei kann jeder, der eine Fortbildung in Vollzeit oder Teilzeit macht, sich um die Förderung bemühen – und zwar unabhängig vom Alter und künftig sogar online. Im letzten Jahr nahmen 162.000 Menschen diese staatliche Ausbildungsförderung in Anspruch. Das waren weniger als in den Vorjahren.

Der Bundestag hatte im Februar die Reform des Meister-Bafögs beschlossen. Besonders die Union hatte darauf gedrängt. Sie will so die berufliche Bildung aufwerten. „Wir wollen mit attraktiven Förderbedingungen die guten Argumente für eine Karriere in der Berufsbildung noch besser machen“, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) am Freitag.

Zahl der Azubis sinkt

Die Zahl der Menschen, die nach der Schule eine Ausbildung beginnen, ist im vergangenen Jahrzehnt beständig gefallen, während die der Studienanfänger immer weiter nach oben kletterte. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge lag 2015 mit 517.000 nur noch knapp über der Studienanfängerzahl von 505.000. Allerdings zählen zu den Studienanfängern auch 85.000 Studierende, die aus dem Ausland kamen.

Auch für Studierende gibt es zum Wintersemester mehr Geld. Ebenfalls ab 1. August tritt die Bafög-Reform in Kraft und damit die erste Erhöhung seit 2010. Die vom Einkommen der Eltern abhängigen Sätze steigen generell um 7 Prozent.

Studierende, die auswärts wohnen, und Anspruch auf den Höchstsatz haben, bekommen mit einem geänderten Wohnzuschlag statt 670 Euro künftig 735 Euro. Durch eine Anhebung der Einkommensgrenzen, die festlegen, bis wann die staatliche Studienförderung gezahlt wird, um ebenfalls 7 Prozent werden voraussichtlich mehr Menschen in den Genuss von Bafög kommen.

Studienförderung wird Wahlkampfthema

2014 erhielten es knapp 925.000 junge Leute, darunter 30 Prozent Schüler. Auch die Zahl der Bafög-Geförderten war in den letzten Jahren rückläufig. Beschlossen hatte die Koalition die Bafög-Reform schon 2014. Grüne und Linke hatten mehrfach kritisiert, dass die Erhöhung erst zwei Jahre später in Kraft tritt.

Feiern will der Hochschulexperte der Grünen, Kai Gehring, dennoch nicht. „Die BAföG-Änderungen kommen spät und reichen bei weitem nicht, um das BAföG zukunftssicher und den Zugang ins Studium gerechter zu machen.“ Die Grünen fordern eine Erhöhung der Bedarfssätze und Freibeträge um je zehn Prozent und regelmäßige automatische Erhöhungen statt Regierungswillkür.

Nachdem jedoch der Bund das Bafög nun allein bezahlt – 3,1 Milliarden Euro waren es 2014 – dürften Forderungen nach einer Erhöhung künftig leichter durchzusetzen sein, da sich nicht mehr 17 Beteiligte, also Bund und alle Länder, einigen müssen. Stattdessen gäbe es nur noch einen Adressaten. Das heißt auch, dass die Studienförderung wohl stärker als bisher Wahlkampfthema bei Bundestagswahlen sein wird.

29 Jul 2016

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Anna Lehmann

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