taz.de -- EMtaz: Gruppe D: Spanien – Tschechien: Tiki, Taka, Tor

Spanien spielt seinen Stiefel, zum Sieg reicht dennoch der Kopf. Die Glanzparaden von Torhüter Petr Čech halfen Tschechien da nicht.
Bild: Thomas Necid (unten) gibt sich den Tiki-Takas leidenschaftlich hin

Die Startbedingungen: Nach Platz 1 in der Qualifikation reisten die Tschechen mit breiter Brust nach Toulouse. Fels in der Brandung: Petr Čech, ihr Torhüter mit dem traditionellen Kopfschutz. Auf der anderen Seite im Tor: David de Gea, der in einen Sex-Skandal verwickelt sein soll (als Vermittler zwischen Prostituierten und Spielern). Würde er nervös sein, oder würde er wie gewohnt sein Team, das als Titelverdiger ohne Qualifikation nach Frankreich kam, von hinten stützen können?

Das Vorurteil: Die Spanier können nix außer Tiki-taka, das berühmte Kurzpassspiel. Das aber werde ohne Tempo vorgetragen, weil viele Spieler zu satt seien.

Das Spiel: In den ersten Minuten gerät Spanien zunächst unter Druck, übernimmt dann aber zunehmend die Initiative. Viel Ballbesitz der Iberer, die immer wieder zu Chancen kommen. Die beste der ersten Halbzeit hat Àlvaro Morata, der in 16. Minute mustergültig mit flacher Flanke im Strafraum bedient wird. Cech pariert souverän, was auch dem ansonsten beschäftigungslosen spanischen Keeper De Gea kurz vor dem Halbzeitpfiff gelingt. Von Nervosität ist bei ihm keine Spur.

In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Spanien ist drückend überlegen, kommt immer wieder zu guten Chancen. Als die Tschechen schon an ein Remis glauben, gibt es den K.O.-Schlag per Flanke und Kopfball. Abwehrspieler Gerard Piqué erzielt das Tor des Tages. Keeper De Gea muss in der Nachspielzeit nochmal eine gute Parade zeigen, um den Sieg festzuhalten. Ergebnis: Spanien 1, Tschechien 0.

Der entscheidende Moment: Das Tor des Tages, erzielt in 87. Minute durch Gerard Piqué.

Der Spieler des Spiels: Andres Iniesta. Der spanische Mittelfeldspieler, Inkarnation des Tiki-taka, kurbelt das Spiel nach vorn immer wieder mit intelligenten Pässen und Dribblings an. Ackert auch nach hinten, so etwa kurz nach der Pause, als er Tomas Rosicky den Ball vom Fuß spitzelt und so einen gefährlichen Konter unterbindet. Schlägt eine butterweiche Flanke vom linken Strafraumeck, die Piqué zum Siegtor verwertet.

Die Pfeife des Spiels: David Silva. Vergibt in der 73. Minute eine gute Schusschance zum Führungstreffer. Erst verlädt er einen Verteidiger gekonnt an der Strafraumgrenze, dann aber verzieht er seinen Schlenzer.

Das Urteil: Mit Spanien muss man rechnen. Der Europameister spielt konzentriert und letztlich erfolgreich seinen Stiefel runter. Das Team verliert auch nicht die Geduld, als die Zeit davonzulaufen scheint. Eine ordentliche Leistung auch von Tschechien, das gegen Kroatien und vor allem die im Auftaktspiel schwache Türkei alles andere als chancenlos ist.

13 Jun 2016

AUTOREN

Richard Rother

TAGS

EMtaz Bericht/Analyse
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Tschechien
Spanien
Fußball
Fußball
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
EMtaz Meinung
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
EMtaz Meinung
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Fußball-EM 2024

ARTIKEL ZUM THEMA

Spanischer Fußballer Gerard Piqué: Vermeintlicher Vaterlandsverrat

Der Katalane Piqué wird nach dem Länderspiel erneut des Vaterlandsverrats bezichtigt. Er will aus Spaniens Nationalmannschaft zurückzutreten.

EMtaz: Gruppe B: Russland – Slowakei: 80 Minuten russischer Pausentee

Die Slowakei meldet sich im Turnier zurück, weil Russland nicht begriffen hat, dass man Bälle besser flach nach vorne spielt. 2018 wird düster.

Kolumne Tour de France: Rugby, inschallah

In der Bar du Pont, gelegen in einer Vorstadt von Marseille, lässt sich gut Fußball schauen. Gerne mit Raki und Rugby – Hauptsache, keine Politik.

EMtaz: Gruppe F: Portugal – Island: Ice, Ice, Baby!

Wo liegt eigentlich dieses Island? Das fragte sich Cristiano Ronaldo noch vor der Partie. Dann ersangen sich isländische Fans einfach einen Punkt.

EMtaz: Islands verdienter Erfolg: Knattspyrna ist kein Wunder

Der Aufstieg des isländischen Fußballs beruht auf guter Aufbauarbeit. Auf der kalten Insel im Nordatlantik wurden dafür elf riesige Sporthallen gebaut.

EMtaz: Gruppe E: Belgien–Italien: Bella Italia, Baby!

Mainstream-Geheimtipp Belgien hatte keine Chance: Abgezockte Fußball-Senioren aus Italien zeigen es clearasilgesichtigen Belgiern. Ein Traum.

EMtaz: Gruppe E: Irland – Schweden: Außer Zlatan nichts zu bieten

Die Schweden spielen erst in der zweiten Halbzeit so richtig mit. Ibrahimovic erzwingt den 1:1-Ausgleich. Doch der Spieler des Spiels ist ein Ire.

Kolumne Tour de France: Gutes Geleit

Vom Stade de France bis zur Fanmeile ist es nicht weit. Sie zu besuchen, ist laut Regierung wichtiger Teil im Kampf gegen den Terrorismus.

EMtaz: Kolumne Ost-Schau: Scharfe Trennlinien

Wenn Fußballfans in der Republik Moldau ein Team unterstützen, ist das oft ein politisches Credo. Die Frage lautet auch: Für oder gegen Russland?

EMtaz: Kommentar Gewalt deutscher Fans: Igitt-Fans, aber eben doch Fans

Verbände sollten sich für rechte Fan-Gruppen zuständig fühlen, sonst geben sie diese Schlacht verloren. Deutscher Fußball ist mehr als Schweini + Co.

EMtaz: Gruppe C: Polen – Nordirland: Milik ist Papst

Polen spielt hoch in den Strafraum der Nordiren, die den Ball noch höher raushauen. Dann schießt ein Stürmer einmal flach, trifft das Tor, das war's.

EMtaz: Gruppe A – FRA-RUM: Auftaktspiel mit Schuss

EM-Gastgeber Frankreich hat gegen Rumänien Probleme, das Spiel zu gestalten. Erst ein wunderschönes Tor in der 89. Minute sichert den knappen Sieg.