taz.de -- Demokraten im US-Wahlkampf: Clinton bezeichnet Trump als Betrüger
Berichte über das Geschäftsmodell der Trump University dienen Clinton als Munition. Ihrem Konkurrenten Bernie Sanders wird parteiintern der Rückzug nahegelegt.
Washington/Las Vegas ap | Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton hat ihren voraussichtlichen republikanischen Rivalen ums Weiße Haus, Donald Trump, einen Betrüger genannt. Trump versuche, die Amerikaner so zu beschwindeln, wie er es mit Studenten an seiner Universität getan habe, sagte Clinton bei einer Wahlkampfveranstaltung in Newark im US-Staat New Jersey.
Neue Dokumente über das mittlerweile nicht mehr bestehende Geschäftsmodell enthüllten, dass Trump versuchte, Leute zum Einschreiben an der sogenannten Trump University zu ermutigen, die sich die Studiengebühren nicht leisten konnten.
Angelehnt an diese Veröffentlichungen sagte Clinton, Trump habe dieses „betrügerische System“ genutzt, um sich auf Kosten hart arbeitender US-Bürger zu bereichern. „Dies ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass Donald Trump ein Betrüger ist“, sagte Clinton.
Mit der Nominierung der Demokraten in unmittelbarer Reichweite hat sich der Fokus von Clinton von ihrem parteiinternen Gegner Bernie Sanders auf Trump verlagert. Sie versucht vermehrt, ihn als unehrlichen Geschäftsmann darzustellen, der mehr an sein eigenes Vermögen denke als an die Zukunft seines Landes.
Harry Reid appelliert an Bernie Sanders
Bernie Sanders wurde indes vom Führer der Demokraten im US-Senat, Harry Reid, der Rückzug nahegelegt. Falls Hillary Clinton bei den Vorwahlen in der kommenden Woche die letzten noch nötigen Delegiertenstimmen für ihre Nominierung gewinne, solle Sanders die Regeln der Mathematik anerkennen, sagte Reid der Nachrichtenagentur AP in Nevada. Clinton ist noch 71 Delegiertenstimmen von der notwendigen Zahl von 2383 entfernt. Diese würde sie auch bei einer Niederlage erreichen.
Dies liegt auch daran, dass sich mehrere Hundert sogenannte Superdelegierte für Clinton ausgesprochen haben. Diese werden nicht bei den Vorwahlen, sondern von der Parteiführung bestimmt und können auf dem Parteitag frei entscheiden, welchem Kandidaten sie ihre Stimme geben. Sanders kritisiert dies einerseits, hofft aber andererseits darauf, besonders durch einen Wahlerfolg in Kalifornien Clinton eine große Zahl von Superdelegierten wieder abspenstig zu machen. Allerdings liegt Clinton auch bei den Delegiertenstimmen aus den Vorwahlen klar vor Sanders.
Reid sagte am Mittwoch (Ortszeit), die Delegiertenstimmen für Sanders reichten nicht aus, um zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten nominiert zu werden. „Ich war nie besonders gut in Mathe, aber das kann ich ausrechnen“, sagte er. Auch Sanders solle noch einmal nachrechnen.
Reid sagte, Sanders habe natürlich das Recht, seine Kampagne bis zum Parteitag der Demokraten fortzusetzen, das sei aber nicht ratsam. „Ich weiß nicht, was das beweisen soll. Manchmal musst Du einfach aufgeben“, sagte Reid. Auch er selbst habe schon verloren.
Solidarische Grüße aus Venezuela
Unterstützung erhielt Bernie Sanders hingegen von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. Er bezeichnete Sanders als „revolutionären Freund“. Der 74-Jährige würde US-Präsident werden, wären die Wahlen in den USA frei und unabhängig vom Wahlmännerkollegium, sagte der sozialistische Staatschef in der Nacht zum Mittwoch.
Gar nicht auf einer Linie ist Maduro dagegen mit dem voraussichtlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Der gewinne die Abstimmung im November möglicherweise nur deshalb, weil die USA ein mängelbehaftetes Wahlsystem hätten.
Sanders hat sich selbst als demokratischen Sozialisten beschrieben. Maduros Vorgänger und Mentor, den verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez, hatte er als einen „toten kommunistischen Diktator“ tituliert.
2 Jun 2016
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