taz.de -- Iraner spielt Cembalo-Konzert in Köln: „Reden Sie doch gefälligst Deutsch“

Das Konzert des Iraners Mahan Esfahani in der Kölner Philharmonie wurde vom Publikum unterbrochen. Im nächsten Jahr soll es einen weiteren Versuch geben.
Bild: Mahan Esfahani bei einem Konzert in London.

Köln epd | Die Kölner Philharmonie will das am Sonntag unterbrochene Konzert des iranischen Cembalo-Spielers Mahan Esfahani im kommenden Jahr wiederholen. Das Konzert mit alter und zeitgenössischer Musik war am Sonntag wegen heftiger Reaktionen aus dem Publikum unterbrochen worden. In einem am Dienstag auf Facebook veröffentlichten Statement des Konzerthauses hieß es, die Philharmonie sei ein Forum für kulturelle Vielfalt, das Künstlern aus aller Welt und verschiedenen Stilrichtungen einen Platz biete.

Neben Klassikern komme regelmäßig zeitgenössische Musik, Jazz, Pop und Weltmusik auf die Bühne. „Mit unserem Engagement im Bereich der Musikvermittlung nehmen wir gesellschaftliche Verantwortung wahr, und wir unterstützen soziale Projekte und eine gelebte Willkommenskultur“, betonte die Philharmonie weiter. Esfahani sei erneut eingeladen worden und werde am 1. März 2017 das unterbrochene Stück von Steve Reich erneut spielen.

Im Rahmen einer sonntäglichen Abo-Reihe hatte das Ensemble Concerto Köln ein Programm mit Werken von Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach sowie der Zeitgenossen Fred Frith, Henryk Mikolaj Gorecki und Steve Reich zusammengestellt. Verbindendes Element in allen Werken ist das Cembalo.

Nach einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers kam es während Steve Reichs Stück für Cembalo und Tonbandeinspielungen, das dem amerikanischen Minimalismus zugerechnet wird, zu zunehmender Unruhe im Publikum. Schon während der englischsprachigen Einführung durch den Solisten Esfahani habe es Rufe wie „Reden Sie doch gefälligst Deutsch“ gegeben.

Nach einigen Minuten habe der Musiker das Stück wegen Lachen, Klatschen, Pfeifen und anderer Missfallensäußerungen abgebrochen. Viele Zuhörer verließen den Saal. Mehrfach wandte sich Esfahani dem Bericht zufolge mit der Frage „Why are you afraid?“ (Warum haben Sie Angst?) an das Publikum. Schließlich spielte er das Konzert zu Ende.

2 Mar 2016

TAGS

Konzert
Musik
Köln
Experimentelle Musik
elektronische Musik
Klavier

ARTIKEL ZUM THEMA

Minimal-Music-Festival in Hamburg: Alles ist erleuchtet

Drei Tage „Maximal Minimal“ in der Hamburger Elbphilharmonie: Mit Steve Reich war einer der großen alten Männer der Minimal Music dabei, und für Terry Rileys „In C“ stürmten Hunderte Laien die Konzerthausbühne.

Album „Brute“ von Fatima Al Qadiri: Der Gesang der Sirenen

Überwachen und Strafen – „Brute“, die neue Platte der kuwaitischen Künstlerin Fatima Al Qadiri, ist ein Ereignis. Es geht um Polizeigewalt.

Türkische Pianistin covert Nirvana: Smells like Chopin

Ayşedeniz Gökçin spielt Nirvana-Songs auf dem Klavier. Und wie bei den meisten Covers gilt auch hier: je weiter entfernt vom Original, desto besser.

Ein Konzertbesuch bei Aretha Franklin: Die Queen kommt nicht zu dir

Aretha Franklin fliegt nicht, deshalb performt sie auch nie in Europa. Also besuchen wir die Königin des Soul im Caesar’s Palace von Windsor!