taz.de -- Terror im Libanon: IS bekennt sich zu Anschlag in Beirut

Der Islamische Staat will gezielt Schiiten in Beirut angegriffen haben. Im Libanon und international wird der Terror scharf verurteilt.
Bild: Trümmer am Ort des Anschlags, Beirut 12. November 2015.

Beirut afp | Der Doppel-Anschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut hat international Entsetzen ausgelöst. Die US-Regierung sprach am Donnerstag von einem „entsetzlichen“ Terrorakt, auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Anschlag als „verachtenswerte Tat“.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von einem „direkten und bewussten Angriff auf die Stabilität des Libanon“. Zu dem Anschlag in einem schiitischen Stadtviertel bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

In Beirut hatten sich nach Polizeiangaben am Donnerstagnachmittag zwei Selbstmordattentäter in einer belebten Einkaufsstraße im Stadtviertel Burdsch al-Baradschne in die Luft gesprengt. Nach Angaben von Gesundheitsminister Wael Abu Faur wurden mindestens 41 Menschen getötet und 200 weitere verletzt. Zahlreiche Verletzte schwebten den Angaben zufolge in Lebensgefahr.

Das Stadtviertel wird überwiegend von Schiiten bewohnt und gilt als Hochburg der schiitischen Hisbollah-Miliz, die in Syrien Staatschef Baschar al-Assad unterstützt. Der IS sprach in seinem Bekennerschreiben von einem gezielten Angriff auf Schiiten. Zunächst sei ein Sprengsatz auf einem Motorrad gezündet worden, hieß es in einer im Internet veröffentlichten Erklärung. Als andere Schiiten herbeigelaufen seien, habe „einer unserer Kämpfer inmitten der Gruppe seinen Sprengstoffgürtel gezündet“.

Regierungschef Tammam Salam rief für Freitag einen Tag der nationalen Trauer aus. Der frühere Ministerpräsident Saad Hariri, dessen politischer Block gegen die Hisbollah gerichtet ist, sprach von einer „abscheulichen“ Tat.

Klima des Hasses und der Zwietracht

Auch international wurde der Anschlag scharf verurteilt. In Washington erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, solche „entsetzlichen“ Terrorakte stärkten nur die Verpflichtung der USA, den Libanon und seine Sicherheitskräfte zu unterstützen, „um einen stabilen, souveränen und sicheren Libanon zu gewährleisten“. UN-Generalsekretär Ban zeigte sich „zutiefst betrübt“ und forderte, die Verantwortlichen schnell zur Rechenschaft zu ziehen. Auch er sagte der libanesischen Regierung die Unterstützung der UNO zu.

Steinmeier forderte „alle gemäßigten politischen Kräfte im Libanon auf, sich nun mehr denn je um einen politischen Ausgleich zu bemühen und einer weiteren Eskalation entgegenzuwirken“. Die Absicht der Attentäter, ein Klima des Hasses und der Zwietracht zwischen den Konfessionen im Libanon zu schüren, dürfe nicht aufgehen.

Frankreichs Präsident François Hollande äußerte sich ebenfalls entsetzt und empört und sprach von einem „widerlichen“ Anschlag.

Zuletzt war in den südlichen Stadtvierteln der libanesischen Hauptstadt im Juni 2014 ein Anschlag verübt worden. Damals hatte ein Selbstmordattentäter einen Sicherheitsbeamten getötet, als dieser ihn aufzuhalten versuchte. Zwischen Juli 2013 und Februar 2014 wurden in den Hisbollah-Hochburgen neun Anschläge verübt.

In den meisten Fällen bekannten sich sunnitische Extremisten zu den Anschlägen. Sie begründeten die Taten mit der Entsendung von tausenden Hisbollah-Kämpfern in den Bürgerkrieg in Syrien, wo diese auf der Seite von Präsident Assad gegen die überwiegend sunnitischen Aufständischen kämpfen.

13 Nov 2015

TAGS

Beirut
„Islamischer Staat“ (IS)
Schwerpunkt Syrien
Libanon
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
Libanon
Beirut
Beirut

ARTIKEL ZUM THEMA

Präsidentschaftswahl im Libanon: Aoun wird 13. Präsident des Landes

Der libanesische Präsidentschaftskandidat Michel Aoun gewinnt die Mehrheit. Der Hisbollah-Verbündete gilt als Erfolg für die proiranische Achse.

Wie sich der IS finanziert: Die Geschäfte der Terroristen

Die größte Einnahmequelle des IS sei der Ölschmuggel, heißt es. Das stimmt nicht: Steuern, Abgaben und konfiszierte Wertgegenstände bringen mehr.

Krieg gegen den IS: 116 Tanklastwagen zerstört

Die US-geführte Koalition flog am Sonntag insgesamt 23 Angriffe auf Dschihadisten. Zehn davon fanden in Syrien statt, 13 im Irak.

Nach Anschlägen in Beirut: Polizei nimmt elf Verdächtige fest

Acht Syrer und drei Libanesen wurden am Wochenende festgenommen. Die Gruppe soll für den Doppelanschlag vor drei Tagen mit 44 Toten verantwortlich sein.

Terror im Libanon: Schlag gegen die Hisbollah

Bei einem Doppelanschlag von Selbstmordattentätern in Beirut werden 43 Menschen getötet. Die Regierung will die Sicherheitsmaßnahmen verstärken.

Zwei Selbstmordanschläge im Libanon: Dutzende Tote in Beirut

Im Libanon kommt es seit Jahren immer wieder zu Anschlägen. Zwei Selbstmordattentäter rissen nun in Beirut mindestens 37 Menschen mit in den Tod.