taz.de -- Kommentar Referendum Griechenland: Konsequent!

Brüssels Angebot an Athen ist nicht großzügig, es ist ein einseitiges Spardiktat. Die Griechen stimmen darüber ab, ob sie für den Euro ihre Demokratie opfern.
Bild: Tsipras kann das Angebot aus Brüssel nicht annehmen, wenn er sein Land nicht ruinieren will – Graffiti in Athen.

Es ist nur konsequent, dass der griechische Premier Alexis Tsipras [1][ein Referendum ansetzen will]. Die Eurogruppe hat ihn mit einem Ultimatum konfrontiert und ganz klar gemacht, dass sie nicht mehr weiter verhandeln möchte. Die Finanzminister treffen sich zwar noch an diesem Samstag, aber das ist eigentlich überflüssig. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Linie längst vorgegeben. Am Freitag erklärte sie, dass das europäische Angebot „außergewöhnlich großzügig“ sei. Sprich: Mehr ist nicht zu erwarten.

Man sollte sich vom Selbstlob der Kanzlerin nicht täuschen lassen. Das europäische Angebot ist nicht großzügig, sondern verlangt von den Griechen, dass sie noch mehr sparen – obwohl ihre Wirtschaft schon schrumpft. Auf diese Kürzungen kann sich Tsipras nicht einlassen, wenn er sein Land nicht ruinieren will.

Die vergangenen Monate haben deutlich gemacht, dass die Eurogruppe nicht bereit ist, sich zu bewegen. Die Troika unterbreitet immer noch die gleichen Vorschläge, mit denen auch schon Tsipras‘ Vorgänger Antonis Samaras konfrontiert wurde. Es handelt sich um ein einseitiges Spardiktat; die Meinungen der Griechen interessieren nicht.

Die Botschaft ist knallhart: Wenn die Griechen im Euro bleiben wollen, müssen sie sich permanent und dauerhaft diesen externen Auflagen aus Brüssel beugen. Sie müssen akzeptieren, dass sie faktisch keine Demokratie mehr sind – sondern von außen regiert werden.

Das Referendum ist daher weit mehr als nur eine Entscheidung über die aktuellen Sparauflagen. Die Griechen stimmen darüber ab, ob sie bereit sind, für den Euro ihre Demokratie zu opfern.

27 Jun 2015

LINKS

[1] /Schuldenkrise-Griechenland/!5207380

AUTOREN

Ulrike Herrmann

TAGS

Griechenland-Hilfe
Griechenland
EU
Schwerpunkt Angela Merkel
Alexis Tsipras
Schuldenkrise
Griechenland
Griechenland
Schwerpunkt Krise in Griechenland
Schwerpunkt Krise in Griechenland
Schwerpunkt Krise in Griechenland
Schwerpunkt Krise in Griechenland
Griechenland
Schwerpunkt Krise in Griechenland
Griechenland
Grexit

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommentar Griechenland-Krise: Zerstörtes Vertrauen

Das Geldsystem beruht auf Vertrauen, das nun zerstört ist. Selbst wenn die Griechen im Euro bleiben sollten: Das Ende der Währungsunion hat begonnen.

Krise in Griechenland: Banken bleiben dicht

Griechische Banken bleiben bis mindestens nach dem Referendum geschlossen. Der Regierung zufolge sind die Guthaben aber gesichert.

Krise zwischen der EU und Griechenland: Offener Bruch

Brüssel greift Athen an, Athen greift Brüssel an. Wie geht es weiter? Die Volksbefragung in Griechenland dürfte keine große Rolle spielen.

Parlament in Griechenland: Die Volksbefragung kommt

Die Gespräche mit der Eurogruppe sind am Ende, das Parlament in Athen stimmte dennoch für ein Referendum über das Sparprogramm. Die EZB tagt heute.

Hilfsprogramm für Athen nicht verlängert: Pingpong mit der Schuldfrage

Der griechische Finanzminister sieht das Ansehen der Eurogruppe gefährdet. Die berät ohne Varoufakis in Brüssel weiter und sieht in Griechenland den Schuldigen.

Eurogruppe und die Griechenland-Krise: Rettungsprogramm am Ende

Nach der Ankündigung einer Volksabstimmung sieht die Eurogruppe keine Verhandlungsgrundlage mehr. Sie will das Rettungsprogramm nicht verlängern.

Die Streitfrage: „Damit wäre den Griechen geholfen“

Ist es jetzt für uns alle Pflicht, Urlaub in Griechenland zu machen um, den Menschen und der Wirtschaft zu helfen?

Schuldenkrise Griechenland: Tsipras will Referendum über Sparkurs

Athen will die Bürger über die Reformpläne abstimmen lassen. Das wirbelt den Zeitplan erneut durcheinander. Am Samstag treffen sich die Euro-Finanzminister.

Kommentar IWF und Griechenland: Verabschiedete Demokratie

Der Internationale Währungsfonds muss dringend raus aus Europa. Er stellt Ultimaten, die Griechenland wirtschaftlich ruinieren werden.

Finanzkrise in Griechenland: Gläubiger-Vorschlag wird abgelehnt

Die Regierung in Athen lehnt das Angebot der Institutionen als unzureichend ab. Falls kein Kompromiss gelingt, kommt „Plan B“ auf den Tisch.