taz.de -- Norwegen gegen Äquatorialguinea: Soll ja Spaß machen, so eine WM

Norwegen gibt sich vor dem WM-Auftakt entspannt. Der Grund: Der Mitfavorit glaubt zu wissen, wie der geheimnisvolle Gegner Äquatorialguinea spielen wird.
Bild: Ganz entspannt? Norwegens Ingvild Stensland (r) und Isabell Herlovsen (l)

BERLIN taz | Wer alle Bauern der gegnerischen Mannschaft erlegt hat, darf auf den König zielen. Fällt auch der, hat man gewonnen. Am Montag wurde Kubb gespielt im Augsburger Wittelsbacher-Park. Etwa 20 junge Frauen hatten sich auf einem sonnigen Fleckchen versammelt und spielten das in Skandinavien populäre Spiel, bei dem es gilt, auf einer Wiese aufgestellte Holzklötze mit Wurfhölzern zum Fallen zu bringen. Die norwegische Nationalmannschaft vertrieb sich die Zeit zwischen Mittagessen und Nachmittagstraining in der Anlage in unmittelbarer Nähe des Teamhotels.

„Kubb, aha“, Eli Landsem lächelt, als sie hört, was ihre Spielerinnen in ihrer freien Zeit gemacht haben. Gerade war die Trainerin des norwegischen Teams vom Hotel aus zu Fuß ins Rosenaustadion marschiert. Die Spielerinnen kickten sich ein paar Bälle zu. Die Mannschaftsbetreuer machten dasselbe. Die Trainerin schaute ab und zu auf den Trainingsplatz, quatschte lieber gut gelaunt mit den paar Medienvertretern, die gekommen waren. Arg relaxt wirkte das Ganze. „Hallo, es ist WM!“, wollte man rufen. Mittwoch spielt Norwegen gegen Äquatorialguinea.

„Sie können sicher sein, unser Team wird hellwach sein“, sagt Eli Landsem, die sich auch nach dem unfreiwilligen Abschied der verletzten Lisa-Marie Woods aus dem Team nicht aus der Ruhe bringen lassen will. Über die vielen Verletzungen, mit denen das Team seit Anfang des Jahres zu tun hatte, möchte sie nicht sprechen. „Alle Spielerinnen sind gut drauf“, sagt sie. Und die Gegnerinnen, was weiß sie über die? „Nicht viel“, sagt sie.

Vorteil unbekannte Spielweise?

Marcelo Frigeiro, der Trainer der Auswahl aus Äquatorialguinea, hatte vor ein paar Tagen gesagt, der größte Vorteil seines Teams, sei, dass niemand wirklich etwas über dessen Spielweise wisse. Doch die Norwegerinnen kennen sich aus. Landsem zeigt auf einen jungen Mann. „Fragen sie den, der hat die Videos für uns analysiert.“

Kenneth Wilsgaard ist der Taktikanalyst im norwegischen Team. Sechs Videos von Spielen der Afrika-Qualifikation hat er aufgetrieben und analysiert. Für den Trainerstab hat er die wichtigsten Szenen zusammengeschnitten. An den beiden Tagen vor dem ersten WM-Spiel werden die Spielerinnen am Videomaterial geschult. Beinahe wirkt es so, als wollten die Norwegerinnen beweisen, dass sich Lässigkeit und Professionalität nicht ausschließen.

Schnell berichtet Wilsgaard noch, was er gesehen hat. Dann kickt er weiter mit dem Torwarttrainer, der Teamärztin und dem Physiotherapeuten. Sie soll schon auch Spaß machen, so eine Weltmeisterschaft.

Ein „typisch afrikanisches Team“ hat Wilsgaard gesehen. Technisch begabt, sehr athletisch und sehr schnell. Eli Landsem, deren Ziel es ist, bei dieser WM eine Medaille zu gewinnen und damit die Olympiaqualifikation („Olympia ist für uns genauso wichtig wie die WM“) sicherzustellen, zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt von dem, was Wilsgaard ihr berichtet hat. „Angst haben wir sowieso vor keinem Gegner“, sagt sie und hofft, dass stimmt, war ihr Chefanalyst als Schwäche im afrikanischen Team ausgemacht haben will. „Sie sind nicht immer gut organisiert“, sagt er. Richtig gut gefallen hat Wilsgaard die Körpersprache der Afrikanerinnen. „Sehr kämpferisch“ seien die.

Kämpferisch, zum Auftreten der Norwegerinnen passt dieses Attribut in den Tagen vor ihrem ersten WM-Match gar nicht. Die gerade nichts zu tun haben im Training, krempeln sich die Ärmel und die Hosen so hoch wie möglich und nehmen ein Sonnenbad. Eine Medaille wollen sie gewinnen. Um die müssen sie noch spielen. Was sie auf jeden Fall nach Hause mitnehmen werden, das ist Sonnenbräune.

29 Jun 2011

AUTOREN

Andreas Rüttenauer

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