taz.de -- Folgen von Hurrikan „Sandy“: Benzin für Katastrophengebiete
80 Millionen Liter Benzin und Diesel für New Jersey und New York: US-Präsident Obama hat die Lieferungen angeordnet. Doch auch ein anderer Rohstoff wird knapp.
WASHINGTON dpa/dapd/rtr | US-Präsident Barack Obama hat jetzt Benzinlieferungen in die von Sturm „Sandy“ heimgesuchten Katastrophengebiete angeordnet. Das Verteidigungsministerium wurde angewiesen, gut 80 Millionen Liter an bleifreiem Benzin und Diesel aufzukaufen und auszuliefern, wie aus einer Mitteilung der US-Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA) vom Freitagabend (Ortszeit) hervorgeht.
In Teilen der besonders hart von „Sandy“ betroffenen Gebieten New Jersey und New York ist das Benzin extrem knapp geworden. Tankstellen haben entweder keinen Strom zum Betreiben ihrer Pumpen, oder sie sind ausverkauft. Am Freitag hatte es vielerorts kilometerlange Schlangen vor Zapfsäulen gegeben.
Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, ordnete dem Sender CNN zufolge mittlerweile eine Benzinrationierung an. Sie solle am Samstagmittag (Ortszeit) in Kraft treten und orientiere sich an den geraden oder ungeraden Endziffern auf den Autonummernschildern.
Kälteeinbruch am Wochenende
Doch den Bewohnern in den Krisengebieten droht noch ein weiteres Problem: Das Heizöl ist knapp, und die weit verbreiteten Stromausfälle bedeuten für viele Bewohner eisige Wohnungen. Ein Kälteeinbruch im Großraum New York wird voraussichtlich Anfang nächster Woche die Temperaturen auf zwei bis drei Grad Celsius sinken lassen. Viele Tausende Amerikaner in den besonders vom Sturm heimgesuchten Bundesstaaten New York, New Jersey oder Connecticut müssen dann voraussichtlich ohne Heizung auskommen.
In einigen Regionen von New York mussten die Heizölhändler die Lieferungen am Freitag bereits rationieren. Wann sie wieder Nachschub erhalten, ist unklar. 5,8 Millionen Haushalte sind im Nordosten vom Heizöl abhängig. Es ist der weltweit größte Heizölmarkt.
Hinzu kommt, dass fast 3,5 Millionen Haushalte und Geschäfte an der Ostküste am Freitag noch ohne Strom waren. Die Stromversorgung wird sich wohl im Lauf der nächsten Woche verbessern. Wer aber seine Wohnung mit Öl heizen muss, hat noch längst nicht ausgesorgt.
Strategische Reserven
Die US-Regierung versucht, die Öl-Knappheit zu mildern, indem sie strategische Reserven freigibt. Doch das wird kaum ausreichen. Öl-Terminals, wo normalerweise die Tanker entladen werden, können nicht arbeiten, weil sie keinen Strom haben. Und in mindestens zwei wichtigen Raffinerien in New Jersey ruht die Arbeit wegen Überflutung. Zu allem Überfluss kommen Transporte wegen Schäden an Straßen und Brücken nicht zu den Wohnhäusern durch.
Und so berichten viele Heizöl-Händler, die normalerweise die New Yorker beliefern, ihnen sei das Brennmaterial bereits ausgegangen. „Das war das letzte“, sagt Nick DeMaria, ein Manager in einem Öllager in Brooklyn. „Ich habe eine ganze Reihe Tanklastwagen da unten stehen, und die bekommen kein Öl. Wenn es jetzt kalt wird, müssen die Leute aber heizen können.“
Vincent Savino, der Chef einer anderen Firma, die in New York City 2.000 Häuser beliefert, sagt: „Es ist kein Heizöl zu bekommen. Ich weiß nicht, wie viel wir hier noch haben. Vielleicht noch für einen oder zwei Tage.“ Und der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Meteorologen rechnen für New York City in den kommenden Tagen mit Temperaturen, die unter dem Durchschnittswert für Anfang November liegen.
Über 100 Tote
Vier Tage nach der verheerenden Verwüstung durch den Hurrikan waren am Freitag an der US-Ostküste noch immer knapp vier Millionen Menschen ohne Strom.
Die Zahl der ums Leben gekommenen Menschen steigt außerdem weiter. Wie der US-Sender CNN in der Nacht zum Samstag berichtet, starben mindestens 106 Menschen. Allein in der Stadt New York verloren nach neuen Angaben der Behörden 41 Menschen ihr Leben.
Der Gesamtschaden könnte Schätzungen zufolge bis zu 50 Milliarden Dollar (etwa 39 Milliarden Euro) betragen.
3 Nov 2012
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