taz.de -- Proteste in Ägypten: Zwei weitere Tote

Trotz der Ausgangssperre haben Ägypter am Montagabend erneut protestiert. Dabei starben zwei Menschen. Die USA verurteilten die Ausschreitungen.
Bild: Keine Lust auf präsidiale Verbote: Protest trotz Ausgangssperre in Kairo.

KAIRO/WASHINGTON dapd/afp | Trotz der Verhängung einer Ausgangssperre hat es am Montagabend in Ägypten bei erneuten Protesten zwei Tote gegeben. In Port Said gebe es vor mehreren Polizeiwachen Zusammenstöße mit Demonstranten, hieß es aus Sicherheitskreisen. Dabei sei ein junger Mann erschossen worden. Die Armee teilte mit, sie habe die Erstürmung des Gefängnisses der Stadt verhindert. Kurz zuvor war in Kairo in der Nähe des Tahrir-Platzes laut Aktivisten ein Mensch durch Schüsse aus einer Schrotflinte getötet worden.

Die USA verurteilten die Ausschreitungen, die in den vergangenen Tagen fast 60 Menschen das Leben gekostet haben. Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, sagte am Montag in Washington, es sei notwendig, eine langfristige Lösung zu finden, die die Rechte aller Ägypter aufrechterhalte. Die Regierung von Präsident Barack Obama begrüße ernsthafte Aufrufe zu einem nationalen Dialog, betonte Carney.

Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi, der wegen der Gewalttätigkeiten in drei Provinzen seines Landes den Ausnahmezustand verhängt hatte, wird am Mittwoch zu einem Besuch in Berlin erwartet. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte, die Regierung in Kairo müsse zum Dialog mit der Opposition aufgerufen werden. Eine Stabilisierung der demokratischen Gesellschaft und wirtschaftliche Erholung erreiche man nicht mit Ausnahmezustand und Todesurteilen, wird Trittin in der Passauer Neuen Presse zitiert.

Auslöser der jüngsten Unruhen in Ägypten waren Todesurteile gegen 21 Fußballfans in Zusammenhang mit einer Stadiontragödie im vorigen Jahr.

29 Jan 2013

TAGS

Ägypten
Protest
Militär
Mohammed Mursi
USA
Tahrir-Platz
USA
Ägypten
Revolution
Ausnahmezustand
Ägypten
Ägypten

ARTIKEL ZUM THEMA

Aktionstag gegen Gewalt an Frauen: Die dunkle Seite des Tahrir

Regelmäßig umringen Männergruppen auf dem Tahrirplatz Frauen und vergewaltigen sie. Freiwillige organisieren sich nun um die Überfallenen zu befreien.

Münchner Sicherheitskonferenz: Obama setzt auf Europa

US-Vizepräsident Joe Biden versichert: Die Europäer blieben die engsten Verbündeten Amerikas. Außerdem setzt er sich auch für Fortschritte im Syrienkonflikt ein.

Menschenrechte in Ägypten: Sexuelle Gewalt und Organhandel

Vor dem Mursi-Besuch in Berlin verlangen mehrere Organisationen die Einhaltung der Menschenrechte im Land am Nil. Beklagt wird religiöse und politische Verfolgung.

Kommentar Ausschreitungen in Ägypten: Mursi braucht eine Vision

Muhammad Mursi kündigt den Notstand an. Doch er muss vor allem auf die Opposition zugehen. Und nach konstruktiven Lösungen suchen.

Ausnahmezustand in Ägypten: Opposition lehnt Dialog ab

Präsident Mursi lädt zu Gesprächen ein und verhängt den Ausnahmezustand sowie eine Ausgangssperre über drei Provinzen.

Zusammenstöße in Ägypten: Der Fluch der Mumie

Nach dem Todesurteil gegen Fußballfans in Port Said fordern Auseinandersetzungen Tote und Verletzte. Präsident Mursi schweigt dazu.

Fußballkrawall-Prozess in Ägypten: Ausschreitungen nach Todesurteilen

Nach den Todesurteilen gegen 21 Beteiligte an den Fußballkrawallen von Port Said kam es zu Ausschreitungen mit mindestens 26 Toten. Schon am Freitag gab es blutige Proteste.