taz.de -- Der Terror von Boston im Netz: Quellen und Spekulationen
Die Angst vor der Rückkehr des Terrors und reichlich Unklarheit über die Täter: Wie die Anschläge von Boston im Internet aufgearbeitet werden.
BERLIN taz | Die Welt spekuliert, was genau beim Boston Marathon passiert ist und wer die Verantwortung dafür trägt – und am schnellsten läuft im Netz die Berichterstattung samt Spekulationen, Analysen und Einschätzungen.
Beim Boston Globe, eine der großen Tageszeitungen Bostons, dominiert der Terroranschlag [1][online derzeit alles.] Berichte und Kommentare wechseln sich ab mit [2][interaktiven Karten], [3][Videos] und [4][Fotostrecken].
Eine weitere Bostoner Lokalzeitung mit überregionaler Ausrichtung, der Christian Science Monitor, präsentiert sich [5][etwas dezenter]. Die Berichterstattung ist solide, die Mutmaßungen über die Täter reichen von [6][Al-Qaida bis hin zu einem rechtsextremen Einzeltäter]. Leicht deplatziert wirkt aber [7][ein Terrorismus-Quiz]: „Wieviel wissen Sie über Terrorismus?“
Immer wieder verblüffend ist, wie schnell [8][die Wikipedia-Autoren] auf aktuelle Ereignisse reagieren: eine solide Zusammenfassung, eine sinnvolle Artikelstruktur, 58 Quellen. Einen „Live-Ticker“ beziehungsweise „Live-Updates“ bieten derzeit die [9][Huffington Post], das [10][„News-Blog“] der New York Times, die [11][Los Angeles Times], und die Technologie-Website TechCrunch, [12][die Twitter-Statusmeldungen einbindet].
Aktuell und hintergründig
Aktuelle Nachrichten liefert auch die offizielle Website der Stadt, [13][cityofboston.gov], hier werden vor allem [14][Twitter] und [15][Facebook] umfangreich genutzt. Auch das [16][„Boston Police Department“ twittert]. Unter [17][#BostonMarathon], [18][#Boston] und [19][#prayforboston] sind derzeit fast sekündlich News, weiterführende Links und Beileidsbekundungen zu vernehmen. Google News bietet einen sich [20][ständig verändernden Nachrichtenüberblick] an. Viele Informationen liefert auch [21][Boston.com].
Der Boston Herald [22][befasst sich ausgiebig damit], dass die Polizei im Zusammenhang mit den Explosionen eine Wohnung im Bostoner Vorort Revere untersucht habe. [23][Ein Online-Dossier von CNN] beleuchtet fast alle Aspekte rund um den Anschlag. Der New Yorker hat einen bewegenden Artikel [24][in seinem News-Blog] veröffentlicht.
In all der Aufregung versucht das linksliberale [25][Magazin Mother Jones], die Fakten nüchtern zu sortieren. Das konservative US-Weblog „RedState“ kritisiert allerlei Spekulationen über mögliche Täter und spricht unter der Schlagzeile [26][„Die groteske Politisierung des Bostoner Bombenanschlags“] vom Ende des objektiven Journalismus.
Update 1
In Deutschland kommt es, wie es kommen musste: „Die CSU hat die mutmaßlichen Anschläge beim Marathonlauf in Boston zum Anlass genommen, erneut auf die Einführung der Vorratsdatenspeicherung zu dringen“, [27][meldet die Nachrichtenagentur afp.] Der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl sagte demnach am Dienstag im Deutschlandfunk, es wäre zwar töricht zu behaupten, dass die Vorratsdatenspeicherung allein Terrorakte verhindern könne. „Aber das ist ein Instrument neben mehreren.“
Fotos aus Boston finden sich vor allem [28][auf Instagram] und in diversen [29][Tumblr-Blogs], Videos überwiegend [30][auf Youtube] und Nachrichtenwebsites – wie [31][hier zum Beispiel] der Guardian – und [32][auf Twitter.] Vorsicht: Es ist Bildmaterial dabei, das verstören kann. Google hat ein Tool online gestellt, mit dem man [33][Personen in Boston suchen kann].
Auch USA Today hat mittlerweile ein [34][umfangreiches Dossier zum Anschlag] online – Fotos, Videos, Interviews. Die Chicago Tribune [35][berichtet über] die Fortschritte der Ermittler. ABC News aktualisiert ständig [36][Nachrichten vom „Tag 2“]. Viel gelesen wird immer noch [37][ein Augenzeugenbericht auf Reddit].
Update 2
Wo Bilder von Toten und Verletzten unkommentiert ins Netz gestellt werden, stellt sich schnell die Frage: Muss das sein? Einen [38][Beitrag zur Debatte] liefert das Blog Basic Thinking. Naja, [39][Promis beten für Boston], muss wohl sein.
Wichtiger: Ein Blog der Washington Post [40][warnt vor pauschalem Muslim-Verdacht]. Wo geht's jetzt lang, [41][fragt und kommentiert] die Los Angeles Times. Salon.com nimmt einen bekannten US-Verschwörungstheoretiker [42][in den Blick]. Auch [43][Indymedia New York] möchte gerne herumrätseln. Der Christian Science Monitor berichtet über den [44][aktuellen Stand der Ermittlungen].
16 Apr 2013
LINKS
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der mutmaßliche Boston-Marathon-Attentäter Dschochar Zarnajew äußert sich zum ersten Mal vor Gericht. Er plädiert auf nicht schuldig. Der Prozess wird Monate dauern.
Die kanadische Polizei vereitelt einen Bombenanschlag. Das Ziel waren die Feierlichkeiten zum Kanada-Tag vor dem Parlamentsgebäude in Victoria.
Vierfacher Mord, vielfache Körperverletzung und Verschwörung. Das sind 3 der 30 Anklagepunkte gegen Dschochar Zarnajew, den mutmaßlichen Bostoner Attentäter.
Ein Freund des mutmaßlichen Boston-Attentäters stirbt unter mysteriösen Umständen von Hand des FBI. Bürgerrechtler und Familie fordern Aufklärung.
Hacker haben am Dienstag den Twitter-Account der Nachrichtenagentur AP geknackt und eine Falschmeldung lanciert. Gemeldet wurden Explosionen am Weißen Haus.
Unter Stalin wurden die Tschetschenen zwangsumgesiedelt, nach dem Zerfall der Sowjetunion waren sie vielerorts nicht mehr willkommen.
Das FBI bat die Bevölkerung um Foto- und Videoaufnahmen rund um das Bostoner Attentat. Was passiert mit dieser riesigen Datensammlung?
Ein mutmaßlicher Attentäter auf den Boston-Marathon ist bei seiner Festnahme erschossen worden. Ein islamistischer Hintergrund wird vermutet.
Nach dem tödlichen Terroranschlag von Boston verfolgen die Ermittler eine konkrete Spur. Im Zusammenhang mit den Gift-Briefen wurde ein Verdächtiger festgenommen.
Sowohl Islamisten als auch Maoisten benutzten für Anschläge Bomben wie die in Boston. Anleitungen findet jeder im Internet.
Der Secret Service hat einen an Obama adressierten Brief mit einer „verdächtigen Substanz“ abgefangen. Erste Unntersuchungen deuten auf das hochgiftige Rizin hin.
Das FBI fahndet nach den Tätern von Boston, Reste von schwarzen Nylon-Taschen und von Schnellkochtöpfen sind die heißesten Spuren. Die drei Toten wurden inzwischen identifiziert.
Es gibt im Sport nur wenige Freiräume, die man ohne Beschränkung betreten darf. Nun könnten auch Stadtmarathons zum Sicherheitsplanspiel werden.
Die Veranstalter von Sportgroßereignissen verschärfen ihre Sicherheitsmaßnahmen. In London wird am Wochenende Marathon gelaufen. Die Ermittlungen gehen derweil in zwei Richtungen.
Beim Boston Marathon explodieren zwei Bomben direkt im Publikum, drei Menschen sterben, über 100 werden verletzt. Ein Verursacher ist noch nicht bekannt.