taz.de -- Nach Anschlag auf Boston-Marathon: Mutmaßlicher Attentäter angeklagt

Vierfacher Mord, vielfache Körperverletzung und Verschwörung. Das sind 3 der 30 Anklagepunkte gegen Dschochar Zarnajew, den mutmaßlichen Bostoner Attentäter.
Bild: Ihm könnte die Todesstrafe drohen: Dschochar Zarnajew.

WASHINGTON dpa | Mehr als zehn Wochen nach dem Terroranschlag beim Boston-Marathon ist der Verdächtige Dschochar Zarnajew in 30 Punkten angeklagt worden. Ihm wird unter anderem der Einsatz von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen, der zum Tod von drei Menschen geführt und Dutzende andere verletzt habe. Außerdem soll sich Zarnajew wegen Tötung eines Polizeibeamten verantworten, wie das Justizministerium am Donnerstag mitteilte.

Demnach wurde Zarnajew in Massachusetts nach Bundesrecht angeklagt. Das heißt, ihm könnte die Todesstrafe drohen, obwohl Massachusetts als Staat sie nicht erlaubt. Allerdings gehen Rechtsexperten eher davon aus, dass es gar nicht zu einem Prozess kommt, sondern Ankläger und Verteidiger sich vorab auf lebenslange Haft einigen – im Gegenzug zu einer kompletten Aussage des Angeklagten über die Hintergründe der Tat.

Zarnajew wird beschuldigt, zusammen mit seinem älteren Bruder Tamerlan [1][am 15. Juli an der Marathon-Ziellinie zwei Sprengsätze gelegt zu haben]. Laut Anklage koordinierten beide die Detonationen per Handy. Tamerlan zündete die erste Bombe, ein Mensch starb. Dschochar zündete den zweiten Sprengsatz und tötete zwei weitere Menschen. Außerdem gab es über 260 Verletzte.

Dschochar Zarnajew wurde nach tagelanger Fahndung gefasst. Zuvor sollen die Brüder auf ihrer Flucht einen Polizisten erschossen haben. Der Anklageschrift zufolge wurden sie schließlich von Beamten gestellt und attackierten diese mit vier selbstgebastelten Sprengsätzen. Tamerlan wurde dann von Polizisten erschossen, Dschochar konnte zunächst noch entkommen.

Zu den Anklagepunkten gehören auch Verschwörung, vielfache Körperverletzung, die Nutzung von Feuerwaffen, Carjacking und Sachbeschädigung.

28 Jun 2013

LINKS

[1] /Bombenexplosionen-beim-Marathon/!114607/

TAGS

Boston Marathon
Anschlag
Anklage
Boston
Dschochar Zarnajew
Attentäter
Boston Marathon
Boston Marathon
Cover
Kanada
USA
Boston Marathon
Unabhängigkeitstag
Boston Marathon
Boston

ARTIKEL ZUM THEMA

Prozess gegen Boston-Bomber beginnt: Zerstörung per Schnellkochtopf

Knapp zwei Jahre nach dem Anschlag auf den Boston-Marathon startet das Verfahren gegen Dzhokhar Tsarnaev. Ihm droht die Todesstrafe.

Bombenleger von Boston vor Gericht: Todesstrafe für Marathon-Attentäter?

Die US-Staatsanwaltschaft fordern für den mutmaßlichen Bombenleger von Boston die Todesstrafe. Das gab es in den vergangenen Jahrzehnten selten.

Streit um Cover des „Rolling Stone“: Der „Durchgeknallte“

Der „Rolling Stone“ zeigt den mutmaßlichen Boston-Attentäter Jahar Tsarnaev auf dem Cover. Das Selbbstporträt sorgte für harsche Kritik.

Anschlag vereitelt in Kanada: Schnellkochtöpfe als Bomben

Die kanadische Polizei vereitelt einen Bombenanschlag. Das Ziel waren die Feierlichkeiten zum Kanada-Tag vor dem Parlamentsgebäude in Victoria.

Mordverdächtiger in den USA: Tod beim Verhör

Ein Freund des mutmaßlichen Boston-Attentäters stirbt unter mysteriösen Umständen von Hand des FBI. Bürgerrechtler und Familie fordern Aufklärung.

Mutmaßlicher Zarnajew-Helfer frei: Hausarrest mit Fußfesseln

Ein als Helfershelfer beim Anschlag in Boston verdächtiger Student ist mit Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Anschläge von Boston: Bomben gegen die Unabhängigkeit

Die Anschläge in Boston waren ursprünglich für den US-Nationalfeiertag am 4. Juli geplant. Doch die Bomben wurden schneller als geplant fertig.

Boston-Anschlag im Netz: Strunzdummer Schwarm

Ein seit März verschwundener US-Student wurde zu Unrecht verdächtigt, mit dem Boston-Anschlag zu tun zu haben. Nun wurde er tot aufgefunden.

Der Terror von Boston im Netz: Quellen und Spekulationen

Die Angst vor der Rückkehr des Terrors und reichlich Unklarheit über die Täter: Wie die Anschläge von Boston im Internet aufgearbeitet werden.