taz.de -- „Huffington Post“ in Deutschland: Nachrichten für alle und umsonst
Die „Huffington Post“ steht in der Kritik, weil sie ihre Autoren nicht bezahlt. Nun bekommt die Nachrichtenplattform auch in Deutschland einen Ableger.
BERLIN taz | Innovativ, so beschreibt der Focus die [1][Newsplattform Huffington Post], mit der der Focus-Verlag nun eine Partnerschaft abgeschlossen hat. In der Tat revolutionierte die Huffington Post, die 2012 den Pulitzer-Preis gewann, den US-Nachrichtenmarkt, indem sie als Mischung aus Blog, Nachrichtenseite und Politplattform auftrat. Und die europäischen Ableger der Huffington Post zeigen, dass das Konzept auch in Europa ein Erfolgsmodel sein kann.
Die Huffington Post arbeitet mit wenigen Redakteuren und vielen Bloggern, die mit ihren 1.600 veröffentlichenten Geschichten pro Tag das Portal mit Content aus allen Bereichen beschaufeln. AOL kaufte die 2005 gegründete Plattform für [2][315 Millionen Dollar] auf. Die Autoren der Huffington Post wurden jedoch mit keinem Cent an diesem Erfolg beteiligt.
Denn das Portal setzt auf ein besonderes „Win-Win-Model“: Die Huffington Post erhält Texte von Bloggern, die im Gegenzug einen Verweis auf ihr Blog bekommen. Sie erhalten Popularität – Geld bekommen sie nicht. [3][Einige] [4][wehren] sich gegen dieses Modell.
Der deutsche Journalistenverband (DJV) warnt vor einem solchen Konzept in Deutschland: „Der DJV weist darauf hin, dass die Urheber in Deutschland Anspruch auf eine angemessene Vergütung haben“, schreiben Eva Werner und Michael Hirschle vom DJV im [5][Blog]. „Auf einen vermuteten Werbeeffekt zu setzen als Rechtfertigung dafür, dass Journalisten für ihre Arbeit nicht angemessen bezahlt werden, ist inakzeptabel“.
„Wir geben den Lesern eine Stimme“
Der Huffington-Post-CEO Jimmy Maymann sieht das anders. Er tritt ein für eine bessere Kommunikation, aber nicht nur durch die Elite, sondern durch die Menschen: „Wir geben unseren Lesern eine Stimme und eine Möglichkeit zur Partizipation“, sagte [6][Mayman im Focus-Videointerview].
Schon lange wartet die Huffington Post auf einen Partner in Deutschland. Denn neben Italien, Frankreich, Großbritanien und Spanien fehle nur noch „Deutschland für die Big Five“, um Europas Huffington-Ableger „auf dem internationalen Anzeigenmarkt“ attraktiv zu machen, sagt Mayman.
[7][Geklagt hatte der Autor Jonathan Tasini] gegen die „unberechtigte Bereicherung“ des Konzerns. Es geht um den Vorwurf, dass sich die Huffington Post unfair bereichert habe. Ein Gericht wies die Klage jedoch mit der Begründung ab, dass keiner die Journalisten zwinge, für die Huffington Post zu arbeiten.
Andere Autoren der Huffington Post finden das Modell in Ordnung: „Nehme ich wirklich bezahlten Journalisten die Arbeit weg, wenn ich ohne Bezahlung blogge? Ich denke nicht. Meine Blogs behandelt oft Themen, die mir kein Kunstmagazin- oder Nachrichtenredakteur abkaufen würde“, schreibt der [8][Blogger] und [9][Huffpost-Autor] John Seed.
Die journalistische Qualität
Tätsächlich gibt es Kritik an der journalistischen Qualität der Huffington Post. Der amerikanische Cartoonist Mark Fiore beispielsweise kritisiert die Huffington Post als Aggregator. Die Huffington Post sammele Medieninhalte und sortiere sie für die Zielgruppe neu. Oder wie er es in [10][einem Video] bezeichnet: „Schau, hier ist Zeug, was ich im Internet gefunden habe!“
Um die Klickzahlen zu erhöhen, setzt die Huffington Post auf suchmaschinenoptimiertes Schrieben. Der 2011 erschienene Artikel „[11][What time does the Superbowl start]“ (Wann fängt der Superbowl an?) war ein Klickfänger, der nicht viel mehr als Schlagworte für Google und die Antwort auf die oben genannte Frage enthielt.
Das in Deutschland kommende [12][Leistungsschutzrecht] könnte der Aggregations-Strategie einige Probleme bereiten. Denn mit [13][dem vom Bundesrat beschlossenen Gesetz] müsste auch die Huffington Post Lizenzgebühren für die Nutzung von Artikeln oder Auszügen zahlen.
3 May 2013
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