taz.de -- Öffentliches Kiss-In in Ankara: Verstoß gegen moralische Ordnung
Mit Messern ging in Ankara eine Gruppe von Islamisten gegen TeilnehmerInnen einer Küss-Aktion vor. Obwohl die Polizei daneben stand, wurde ein Jugendlicher verletzt.
ANKARA afp | Islamisten haben in Ankara ein öffentliches Kiss-In mit Messern angegriffen und einen Jugendlichen verletzt. Wie türkische Medien am Sonntag berichteten, wollten mehr als 200 überwiegend junge Menschen mit dem Küssen in der Öffentlichkeit ein Zeichen gegen die schleichende Islamisierung der Gesellschaft setzen.
Die Aktion fand an einer U-Bahn-Station im Zentrum der Hauptstadt statt. Dort waren Gemeindebeamte zuvor im Namen der „moralischen Ordnung“ gegen ein sich küssendes Paar vorgegangen.
Als sich die Teilnehmer der Protestaktion aus Solidarität mit dem Paar ihrerseits küssten, riefen etwa 20 Islamisten „Allah Akbar“ (Gott ist groß) und gingen ungeachtet der anwesenden Polizisten mit Messern auf einige Demonstranten los.
In der Türkei, deren Bevölkerung offiziell zu 99 Prozent muslimisch ist, ist seit mehr als zehn Jahren die islamisch konservative Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan an der Macht. Sie regiert auch die Hauptstadt Ankara.
26 May 2013
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Küssen macht schlank und beugt Falten vor, glaubt Dorothee Bär von der CSU – und ist deswegen für öffentliches Knutschen. Andere widersprechen.
Eng umschlungen im Café schmusen, sich auf der Straße küssen, Zunge im Bus: Wie weit geht unsere Toleranzgrenze beim Knutschen?
Tausende Bürger protestieren gegen die Zerstörung des zentralen Parks in Istanbul. Die Polizei setzt Tränengas ein – aber es kommen immer mehr Leute.
Die konservative türkische Regierung will den Verkauf von Alkohol erheblich einschränken. In Istanbul protestierten Menschen mit einem öffentlichen Alkoholtrinken.
Er stellte sich gegen Assad und sagte dessen Sturz voraus. Doch für diesen Kurs findet der türkische Premier in der eigenen Bevölkerung kaum Unterstützung.
Kein Alkohol im Supermarkt zwischen 22 Uhr und 6 Uhr, keiner in der Werbung oder in der Nähe von Moscheen und Schulen: Kritiker fürchten eine Islamisierung der Türkei.
Die Jugendämter nehmen zu viele Kinder aus ihren Familien, sagt der Türkische Elternbund Hamburg. Unterstützung kommt vom EU-Petitionsausschuss.