taz.de -- Portugals Außenminister tritt zurück: Sparpolitik fordert weiteres Opfer

Nur einen Tag nachdem Portugals Finanzminister seinen Rücktritt erklärte, schmeißt auch Außenminister Paulo Portas hin. Die Mitte-Rechts-Koalition ist jetzt in Gefahr.
Bild: Außenminister Paulo Portas mag nicht mehr.

LISSABON rtr | In Portugal bahnt sich eine Regierungskrise an. Nach dem [1][Rücktritt von Finanzminister Vitor Gaspar] legte am Dienstag auch Außenminister Paulo Portas sein Amt nieder, wie das Präsidialamt mitteilte. Portas ist Vorsitzender der rechtskonservativen Partei CDS-PP, dem wichtigsten Koalitionspartner von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho.

Es blieb zunächst unklar, ob sich die Partei mit dem Rücktritt Portas' komplett aus dem Regierungsbündnis zurückzieht. Ohne die Stimmen der CDS-PP hätte die Mitte-Rechts-Koalition im Parlament keine eigene Mehrheit mehr.

Erst am Montag war Finanzminister Gaspar wegen des schwindenden Rückhalts in der Bevölkerung für seinen Sparkurs zurückgetreten. Er gilt als Architekt der umstrittenen Sparmaßnahmen, die Portugal im Gegenzug für sein Hilfsprogramm im Volumen von 78 Milliarden Euro den Euro-Partnern und dem Internationalen Währungsfonds zugesagt hatte.

Die Einschnitte haben zu wütenden Protesten geführt und das Land in die tiefste Wirtschaftskrise seit mehr als 40 Jahren gestürzt.

2 Jul 2013

LINKS

[1] /Portugals-Finanzminister/!119143/

TAGS

Portugal
Rücktritt
Troika
Portugal
Portugal
Bundesministerium der Finanzen (BMF)
Euro-Rettung
Europäische Zentralbank
Europa
Euro

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommentar Portugal: Kleine Verschnaufpause

Die portugiesische Regierung darf oder soll weitermachen, die Probleme des Landes lösen wird sie nicht. Dafür müsste sie mit der Sparpolitik brechen.

Regierungskrise in Portugal: Portas ante Portas

Die Regierungskrise in Portugal scheint vorerst beendet. Der rechte Koalitionspartner CDS-PP konnte dem Ministerpräsidenten Zugeständnisse abverhandeln.

Regierungskrise in Portugal: Der Premier will durchhalten

Die Ministerrücktritte treffen das schwer angeschlagene Land in einer turbulenten Phase. Die Regierung ist ratlos, ein Ausweg scheint schwierig.

Portugals Finanzminister: Rücktritt, weil der Rückhalt fehlt

Portugals Finanzminister Vítor Gaspar gibt auf, weil er die Unterstützung der Bevölkerung nicht mehr spürt. Die Märkte reagieren nervös, dabei ist die Nachfolge geregelt.

Verfassungsgericht prüft Eurorettung: Der Zweck heiligt die Mittel nicht

Die EZB werde den Euro retten, „koste es, was es wolle“ – so formulierte es EZB-Chef Draghi. Das Verfassungsgericht prüft nun, ob so die Demokratie ausgehebelt wurde.

Verfassungsgericht verhandelt Geldpolitik: EZB droht Karlsruher Richtern

Europas Zentralbanker Asmussen setzt eine klare Botschaft ab: Wenn das Bundesverfassungsgericht nicht spurt, kommt für alle das Chaos.

Bericht der Weltarbeitsorganisation: Risiko sozialer Unruhen steigt

Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheiten nehmen zu. Schuld ist die Finanzkrise. Damit sei auch der soziale Frieden in den Krisenländern bedroht, warnen UN-Experten.

Finanzkrise in Europa: Brüssel ändert die Therapie

Die Spardiktate werden gelockert, die EU-Kommission setzt stattdessen auf Agendapolitik. Vor allem Frankreich bekommt das zu spüren.