taz.de -- Kommentar Zwischenlager: Jede Frittenbude hat es schwerer

Wie altes Fett entsorgt zu werden hat, ist geregelt. Wie mit Atommüll zu verfahren ist, bleibt das große Rätsel. Also macht man einfach weiter.
Bild: Kleiner Scherz: Ein Müllbehälter mit der Aufschrift „Restmüll“ vor dem AKW Brunsbüttel.

Eigentlich dürften Atomkraftwerke in Deutschland gar nicht laufen. Wegen des sogenannten Entsorgungsnachweises: Jeder Frittenbudenbetreiber muss dokumentieren, dass er seinen Müll ordnungsgemäß entsorgt. Betreiber von Atomkraftwerken sind von dieser Pflicht befreit: Niemand weiß bislang, wie hochradioaktiver Müll endgültig abgebaut werden kann – und ob überhaupt.

Zwar versprechen Bundesregierung auf Bundesregierung den Bau eines Atommüll-Endlagers, um diesen dann doch wieder in die nächste Legislatur zu verschieben.

Das führt dazu, dass der nukleare Müllberg immer größer wird. Eine Untersuchung hat nun detailliert zusammengetragen, welche Dimensionen dieses Problem inzwischen angenommen hat: An 92 verschiedenen Stellen lagert in der Bundesrepublik mittel- oder hochradioaktiver Schrott.

Mit Ausnahme des Schachtes Konrad – hier wurde schwach- und mittelradioaktives Material etwa aus der Medizin für ewig vergraben – lagert dieser Atommüll fast überall nur „zwischen“. Statt nun die Maschinerie anzuhalten und erst einmal nach einem Endgültikum zu suchen, produzieren die AKWs einfach weiter verstrahlten Abfall. Jetzt. Jetzt. Und jetzt.

Dabei könnte Deutschland sechs Atomkraftwerke sofort abschalten: Nie wurde hierzulande mehr Strom produziert als derzeit, der Exportüberschuss wird Ende 2013 bei über 30 Milliarden Kilowattstunden liegen.

Doch die breite Zivilgesellschaft hat sich durch den „Atomkonsens“ einlullen lassen und kümmert sich nicht mehr. Dabei ist ein schnellerer Ausstieg nicht nur machbar, sondern alternativlos. Und sei es nur, um noch mehr strahlenden Müll zu vermeiden.

10 Sep 2013

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Nick Reimer

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