taz.de -- Machtkämpfe im Irak: Blutvergießen nimmt kein Ende.

Erneut wird der Irak von Anschlägen erschüttert: Bei einem Begräbnis in Mossul sprengt sich ein Attentäter in die Luft, Autobomben detonieren in Schiitengebieten.
Bild: In der schiitischen Pilgerstadt Kerbela explodierte ein Autobombe.

ISTANBUL/BAGDAD dpa | Die blutige Anschlagsserie im Irak reißt nicht ab. Bei einem Selbstmordattentat und mehreren Autobombenanschlägen wurden am Wochenende mindestens 50 Menschen getötet, wie aus Sicherheitskreisen verlautete.

Die meisten Todesopfer gab es in der nördlichen Stadt Mossul, wo ein Attentäter sich am Samstag bei einem Begräbnis in die Luft sprengte und mindestens 27 Menschen mit in den Tod riss. Weitere 48 Menschen seien verletzt worden, berichtete der unabhängige irakische Nachrichtensender Alsumaria.

Mossul ist ethnisch und konfessionell stark durchmischt; immer wieder kommt es dort zu Anschlägen.

Am Sonntag detonierten mehrere Autobomben in Gebieten, die überwiegend von schiitischen Muslimen bewohnt sind. Nach Polizeiangaben wurden in der südlichen Hafenstadt Basra etwa zehn Menschen bei zwei Explosionen getötet, 15 wurden verletzt.

In der schiitischen Pilgerstadt Kerbela kamen demnach zudem zwei Menschen ums Leben, als eine Autobombe in der Nähe eines Industriegebiets explodierte, zehn weitere wurden verletzt.

Im Großraum der Stadt Hilla, 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Bagdad, detonierten drei an Fahrzeugen angebrachte Sprengsätze. Elf Menschen wurde getötet, rund 34 verletzt. Anschläge auf Schiiten gehen in aller Regel aufs Konto des sunnitischen Terrornetzwerks Al-Kaida.

Sunniten und Schiiten

Im Irak tobt seit langem ein heftiger Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten. Viele sunnitische Muslime, die unter Saddam Hussein der Elite angehörten, fühlen sich heute von der Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki benachteiligt.

Versuche der Versöhnung werden von den Extremisten nicht geduldet: [1][Erst am Freitag töteten Terroristen in einer irakischen Moschee in der Stadt Bakuba 30 Muslime,] die an einem ökumenischen Gebet von Schiiten und Sunniten teilnahmen.

In den vergangenen Monaten haben im Irak Gewalt und Terror massiv zugenommen. Der Juli war nach Angaben der Vereinten Nationen mit mehr als 1.000 Todesopfern der blutigste Monat der vergangenen fünf Jahre.

15 Sep 2013

LINKS

[1] /Anschlaege-im-Irak-/!123700/

TAGS

Irak
Sunniten
Schiiten
Anschlag
Machtkampf
Schiiten
Moschee
Giftgas
Irak
Islamismus
Schwerpunkt Syrien

ARTIKEL ZUM THEMA

Anschlagsserie im Irak: 979 Tote im September

In Bagdad und Falludscha haben Terroristen mehrere Bombenanschläge verübt und Geiseln genommen. Der Irak leidet unter dem Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten.

Anschläge im Irak: Gegen den Religionsfrieden

Bei einem Anschlag auf ein ökumenisches Gebet von Sunniten und Schiiten sterben mindestens 30 Menschen. Auch andernorts im Land kommt es zu Gewalttaten.

Giftgaseinsätze in Kriegen: Nicht zum ersten Mal

Nicht nur in Syrien ist Giftgas ein Kampfmittel. Der Irak setzte schon in den 80ern im Krieg gegen den Iran C-Waffen ein – mithilfe des Westens.

Anschlagsserie in Bagdad: Koordiniertes Vorgehen

In Bagdad explodierte eine ganze Serie von Bomben. Betroffen waren vor allem Schiiten in mindestens zehn verschiedenen Stadtteilen der irakischen Hauptstadt.

Anschläge im Irak: Der Spielraum für al-Qaida wächst

Bei Anschlägen auf Zivilisten sterben im Irak immer mehr Menschen. Al-Qaida gewinnt weiter an Boden. Die Regierung trägt eine Mitschuld.

Kommentar Anschläge in Nahost: Die fernen Opfer

Wenn heute im Irak oder auch in Syrien jeden Tag Dutzende von Opfern zu beklagen sind, scheint das kaum noch jemanden zu rühren.