taz.de -- Neue Regelungen bei Facebook: Mehr Likes für Teenies
Minderjährige Facebook-Nutzer können künftig für alle sichtbar posten. Ihre Privatsphäre soll dennoch geschützt werden.
BERLIN dpa | Das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook verändert die Einstellungen zur Privatsphäre für Teenager: Nutzer im Alter zwischen 13 und 17 Jahren werden in Zukunft für alle sichtbare öffentliche Einträge machen können.
Bislang konnten die geteilten Texte, Fotos und Videos nur von ihren Freunden oder den Freunden der Freunde gesehen werden. Wenn die Teenies nun einen größeren Empfängerkreis zulassen, wird ihnen beim ersten Mal ein Warnhinweis angezeigt, wie Facebook am späten Mittwoch in einem [1][Blogeintrag] ankündigte.
Zugleich wird bei neuen Facebook-Mitgliedern im Alter zwischen 13 und 17 Jahren künftig als Standard-Empfängerkreis für ihre Einträge "nur Freunde" voreingestellt. Bisher waren die Informationen automatisch auch für Freunde von Freunden freigegeben. Die Grundeinstellung für bestehende Nutzer ändert sich nicht, auch sie werden aber die Warnung bei ihrem ersten öffentlichen Eintrag bekommen.
Der Warnhinweis besteht aus einem Pop-up-Fenster, in dem es heißt: „Wusstest Du, dass öffentliche Beiträge von jedem gesehen werden können, nicht nur von Personen, die du kennst?“ Außerdem wird darauf hingewiesen, dass der Nutzer und alle in dem Beitrag markierten Freunde damit Freundschaftsanfragen und Nachrichten von Personen erhalten können, die sie nicht persönlich kennen. Eine kürzere zweite Warnung folgt, wenn man weiterhin öffentliche Einträge posten will.
Mehr Öffentlichkeit für engagierte Jugendliche
„Wir haben besonders auf eine klare, verständliche Sprache geachtet“, sagte der Facebooks Politik-Verantwortlicher für Deutschland, Gunnar Bender, zu den Warnhinweisen. Facebook sei es wichtig, dass junge Nutzer erst öffentlich Beiträge posten könnten, nachdem sie auf diese Weise eine „Lernkurve“ durchlaufen. „Wir wollen den Jugendlichen die Möglichkeit geben, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.“ Es gebe politisch engagierte Teenager, wie zum Beispiel das pakistanische Mädchen [2][Malala] [3][Yousafzai,] für die weitreichende Kommunikationsmöglichkeiten wichtig seien. Die 16-Jährige, die sich für Kinderrechte einsetzt, war nach einem Attentat der Taliban weltbekannt geworden.
Facebook verwies in dem Blogeintrag zugleich darauf, dass Teenager bei anderen Online-Diensten auch öffentlich posten könnten. Sie werden künftig ihre Einträge bei dem Online-Netzwerk auch für Abonnenten freischalten können. „Wir nehmen die Sicherheit der Teenager sehr ernst“, betonte Facebook und verwies auf die Warnmeldungen.
Um Privatsphäre und Datenschutz bei Facebook mit seiner mehr als einer Milliarde Mitglieder gibt es seit Jahren Diskussionen. In den USA stimmte Facebook nach Ermittlungen wegen verwirrenden Änderungen der Einstellungen regelmäßigen Kontrollen für 20 Jahre zu. In Deutschland werfen einige Datenschützer wie Thilo Weichert aus Schleswig-Holstein dem Netzwerk systematische Regel-Verstöße vor.
Auf Drängen der Datenschützer stellte Facebook in Europa die automatische Erkennung der Gesichter von Freunden in Fotos ein. Zugleich hat Gründer Mark Zuckerberg frühere Versuche aufgegeben, die Nutzer zu mehr öffentlichen Einträgen bei Facebook zu ermutigen.
17 Oct 2013
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Die Regierungsparteien wollen die Amtszeit des schleswig-holsteinischen Datenschutzbeauftragten verlängern – die Opposition protestiert gegen eine „Lex Weichert“. Einig ist man sich, dass das Wahlverfahren transparent gemacht werden muss
Lehrer und Schüler dürfen in Rheinland-Pfalz auf Facebook nicht mehr befreundet sein. Das soll helfen, die pädagogische Distanz zu wahren.
Das Europaparlament will mehr Datenschutz. Aber ob der deutsche Innenminister Friedrich die Idee unterstützt? Er mosert jedenfalls ganz schön.
In der Schweiz hat eine Jugendschutzstiftung eine Kampagne gegen Cyber-Mobbing mit intimen Fotos von Teenagern gestartet.
Facebook ermöglicht es Teenagern nun, ihre Einträge im ganzen Netzwerk sichtbar zu machen. Datenschützern gefällt das nicht.
Die EU will ihren Datenschutz runderneuern, die Europaparlamentarier haben sich geeinigt. Beschlossen ist das Gesetzespaket noch lange nicht.
Facebooks Suchfunktion schließt künftig alle Mitglieder ein, ein Ausklinken ist nicht mehr möglich. Das Unternehmen verspricht, einzeln darauf hinzuweisen.
Jetzt steht es fest: Die 16-jährige Malala Yousufzai bekommt den Sacharow-Menschrechtspreis 2013. Sie sei eine „mutige Anwältin für Erziehung“, hieß es.
Die neue iranische Regierung überdenkt die Blockade von Facebook und Twitter. Widerstand könnte vom einflussreichen Klerus kommen.
In Marokko wurden drei Jugendliche verhaftet, weil sie auf Facebook eine Kussszene gepostet haben. Menschenrechtler gehen auf die Barrikaden.