taz.de -- Kommentar Opposition in der Ukraine: Neuwahlen, sofort!

Die Oppositionsparteien müssen an der Rücktrittsforderung festhalten. Denn die Regierung Janukowitsch ist planlos und verdient kein Vertrauen.
Bild: Die Europa-Befürworter in Kiew geben nicht auf.

Zugegeben: Die Weigerung der ukrainischen Oppositionsparteien, sich mit „Halsabschneidern und Banditen“ – gemeint ist die Regierung von Staatspräsident Janukowitsch – auch nur an einen Tisch zu setzen, wenn ihre Bedingungen nicht erfüllt werden, ist derzeit wenig hilfreich. Sie ist aber verständlich.

Zu oft mussten Janukowitschs Widersacher, aber auch die Demonstranten auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in den vergangenen Tagen erleben, dass die Verantwortlichen das eine sagen und etwas völlig anderes tun. Es werde keine Gewalt gegen die Protestierenden angewendet, hieß es: Das hielt die Staatsmacht aber nicht davon ab, wenig später Sondereinheiten auf die Menge losschlagen zu lassen.

Nein, diese Regierung ist planlos und verdient kein Vertrauen. Genauso wie sie zwischen Russland und der EU laviert, so spielt sie auch die verschiedenen Gruppen in ihrem Land gegeneinander aus. Das Kalkül ist, Zeit gewinnen, um die Krise irgendwie auszusitzen. Und wenn die Kälte ein Übriges tut und den Kampfgeist allmählich erlahmen lässt, umso besser.

Vor diesem Hintergrund scheint es eher unwahrscheinlich, dass sich ausgerechnet Janukowitsch darauf einlassen wird, mit den Oppositionsparteien über einen geordneten Rückzug der Regierung zu verhandeln.

Auch wenn die Situation komplett verfahren ist: Die Oppositionsparteien müssen an ihrer Rücktrittsforderung festhalten. Denn diese haben sich mittlerweile auch all die vielen Tausend Menschen zu eigen gemacht, die, jeweils aus ganz unterschiedlichen Gründen, täglich auf den Straßen ausharren. Der Chef der Timoschenko-Partei, Arsenij Jazenjuk, spricht von einem Mandat des Maidans für die Oppositionsparteien. Das kann aber nur eins heißen: Neuwahlen, und zwar sofort.

12 Dec 2013

AUTOREN

Barbara Oertel

TAGS

Ukraine
Opposition
Janukowitsch
Protest
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Wiktor Janukowitsch
Ukraine
Ukraine
Ukraine
Ukraine
Ukraine
Ukraine
Ukraine
Kyjiw
Ukraine
Ukraine
Russland
Ukraine

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommentar Ukraine: Ohne Opposition geht nichts

Die Massenproteste in der Ukraine dauern an. Präsident Janukowitsch scheint verstanden zu haben, dass er die Opposition einbeziehen muss. Ergebnis offen.

Machtkampf in der Ukraine: Regierung und Opposition mobilisieren

Am Sonntag will die Opposition erneut einen „Marsch der Millionen“ organisieren. Aber auch Anhänger der Regierung wollen auf die Straße.

Krise in der Ukraine: Bürgermeister von Kiew abgesetzt

Präsident Janukowitsch feuert den Bürgermeister von Kiew wegen des brutalen Vorgehens gegen Protestler. Unterdessen demonstrieren beide Seiten erneut.

Runder Tisch in der Ukraine: Die Fronten bleiben verhärtet

Der erste Krisengipfel in der Ukraine bringt die Kontrahenten nicht zueinander. Oppositionspolitiker Klitschko rechnet mit einem „Marsch von Millionen“.

Provinz in der Ukraine: Der nächste Trouble Spot

Seit drei Wochen ist die Lage in der Ukraine mehr als angespannt. Im Zentrum steht Kiew. Aber auch auf der Krim regt sich was.

Proteste in der Ukraine: Klitschko und Janukowitsch reden

Regierung und Opposition führen nun Gespräche. Janukowitsch bietet eine Amnestie für alle Regierungsgegner an, denen Strafverfahren drohen.

Bei Neuwahlen in der Ukraine: Klitschko will antreten

Vitali Klitschko will für das Amt des Präsidenten in der Ukraine kandidieren. Das kündigte er in der ARD an. Die Demonstranten in Kiew weiten die Protestlager aus.

Kloster unterstützt Protestierende: Kirchenasyl mitten in Kiew

Das orthodoxe Michaelskloster bietet Demonstranten derzeit rund um die Uhr Zuflucht. Doch die Mönche fürchten die „Rache“ des Regimes.

Proteste in der Ukraine: Rolle rückwärts?

Präsident Janukowitsch könnte nun doch ein Abkommen mit der EU unterzeichnen - sagt Außenbeauftragte Ashton. Die Opposition lehnt Gesprächsangebote ab.

Krise in der Ukraine: Wer kann, kommt nach Kiew

Die Fronten in Kiew sind verhärtet. Die Behörden versuchen, die Opposition zu spalten. Für das Wochenende ist eine weitere Großdemo geplant.

Proteste in der Ukraine: Demonstranten halten durch

Bei eisiger Kälte strömen immer mehr Ukrainer auf den Maidan in Kiew. Die Sicherheitskräfte geben den Platz vorerst frei. Doch die Spannung bleibt.

Russland zentralisiert die Medien: Die Propaganda-Megamaschine

Wladimir Putin löst eine staatliche Nachrichtenagentur auf. Eine neu gegründete Agentur soll an einem freundlicheren Image arbeiten.

Künstler in der Ukraine: Janukowitschs Kopf ist nicht genug

Die Ukrainer wollen nicht nur den Präsidenten stürzen. Ein Blick auf die Kulturszene des Landes zeigt, dass ihre Forderungen viel tiefer ansetzen.