taz.de -- Bei Neuwahlen in der Ukraine: Klitschko will antreten

Vitali Klitschko will für das Amt des Präsidenten in der Ukraine kandidieren. Das kündigte er in der ARD an. Die Demonstranten in Kiew weiten die Protestlager aus.
Bild: Oppositionsführer Vitali Klitschko fordert den Rücktritt der gesamten ukrainischen Regierung.

BERLIN/KIEW dpa/rtr | Der ukrainische Oppositionsführer Vitali Klitschko will Präsident der Ukraine werden. „Ich werde kandidieren“, sagte der Box-Weltmeister in der ARD-Sendung „Beckmann“ am Donnerstagabend.

Klitschko wurde live aus der Hauptstadt Kiew zugeschaltet, wo er anschließend eine nächtliche Rede vor den Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz halten wollte. Die Demonstranten kämpfen für die Anbindung der Ukraine an die EU und gegen die Regierung. Als seine Visionen nannte Klitschko Reformen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und sozialen Garantien sowie die Bekämpfung der grassierenden Korruption.

Die Demonstranten hätten drei Forderungen, sagte Klitschko. Die erste sei die Freilassung von 15 festgenommenen Demonstranten. Außerdem müssten diejenigen bestraft werden, die angeordnet hätten, Demonstranten zu schlagen. Und drittens: „Der Ministerpräsident und die ganze Regierung muss zurücktreten.“

Auf die Frage, ob er Angst habe, sagte Klitschko: „Angst habe ich nicht. Angst hat mehr meine Frau, meine Familie. Auf jeden Fall: Ich bin überzeugt, man muss kämpfen für seine Vision.“ Auch die Demonstranten fürchteten sich nicht. Sie kämpften für europäische Werte und träumten von Reformen.

Klitschko traut Ankündigungen nicht

Klitschko machte deutlich, dass er den Erklärungen von Regierungsvertretern, das Assoziierungsabkommen mit der EU könne vielleicht doch noch bald unterzeichnet werden, nicht traue. „Unser Präsident hat schon zigmal seit drei Jahren versprochen, das Abkommen zu unterschreiben“, sagte Klitschko. Stattdessen fliege er nach Moskau.

Die Demonstranten in Kiew weiten derweil ihr Protestlager aus. Die prowestliche Opposition um Klitschko und andere Regierungsgegner stellten erneut auch außerhalb des zentralen Unabhängigkeitsplatzes am Freitag Protestzelte auf. Dies hatten die Behörden zuletzt verboten.

Die EU bietet der krisengeschüttelten Ex-Sowjetrepublik an, den Annäherungsprozess fortzusetzen und diesen mit Geld zu unterstützen. Sollte sich das Land dafür entscheiden, werde die EU Darlehen des Internationalen Währungsfonds aufstocken und ihre eigenen Finanzhilfen ausbauen, sagte Erweiterungskommissar Stefan Füle am Donnerstag nach einem Treffen mit dem stellvertretenden ukrainischen Regierungschef Sergej Arbusow in Brüssel. Der tschechische Politiker warnte zugleich vor einer Finanzkrise in der früheren Sowjetrepublik. Die EU müsse helfen, das Vertrauen von Bürgern sowie internationalen Investoren und Gläubigern wiederherzustellen.

Gespräche mit der EU und Russland

Arbusow kündigte nach dem Treffen an, die Ukraine werde das Abkommen bald unterzeichnen. Er nannte aber keinen Zeitpunkt. Arbusow wurde bei seinem Besuch von den Ministern für Finanzen und Wirtschaft sowie dem Notenbankchef begleitet.

Auch Russland hält sein Angebot einer Partnerschaft mit dem Nachbarland aufrecht. Die ukrainische Führung spricht derzeit jeweils getrennt mit der EU und Russland über einen Ausweg aus der Krise. Am kommenden Dienstag sind in Moskau russisch-ukrainische Regierungskonsultationen geplant.

13 Dec 2013

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