taz.de -- Barbara Hendricks outet sich als lesbisch: Charmanter geht es kaum
Ganz nebenbei macht Umweltministerin Barbara Hendricks ihr Lesbisch-Sein öffentlich. Beiläufig, selbstverständlich und sehr elegant.
Der Satz versteckt sich im Mittelteil. In einem Porträt in [1][der Rheinischen Post] über die neue Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) schreibt der Reporter über ihren Umzug von Kleve nach Berlin. Und weiter: „Deshalb wird sie heute mit ihrer Lebenspartnerin auch das Silvesterfest in der deutschen Hauptstadt verbringen.“
Barbara Hendricks ist also lesbisch. Zum ersten Mal gibt es in Deutschland eine offen homosexuelle Bundesministerin. In dem Artikel wird das nicht weiter thematisiert, ihr Outing ist nur eine kleine Randbemerkung, natürlich mit ihr abgesprochen, kein Lapsus des Reporters, wie die [2][Rheinische Post am Donnerstag bestätigt]. Man kann davon ausgehen, dass Hendricks ihr Outing bewusst platziert hat, jetzt, bevor die Arbeit im Kabinett so richtig los geht.
Hendricks hat für ihr Outing einen ganz anderen Weg gewählt als etwa Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Der rief 2001 auf einem SPD-Parteitag einen Satz ins Mikrofon, der zum geflügelten Wort wurde: „Ich bin schwul – und das ist auch gut so“.
Der Satz, mit dem sich Barbara Hendricks jetzt geoutet hat, wird sich nicht einbrennen. Sie hat ihn nicht einmal selbst gesagt, sie lässt ihn schreiben. Beiläufig, selbstverständlich. Charmanter und unaufgeregter geht es kaum.
Hendricks Outings zeigt einen veränderten Umgang mit Homosexualität. Es ist etwas entspannter geworden in Deutschland, es ist kein großes Ding mehr, lesbisch zu sein oder schwul. Es reichen wenige Worte. Nachfragen anderer Medien dazu beantwortet Hendricks nicht. Wieso auch, es ist doch alles gesagt.
2 Jan 2014
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