taz.de -- UN-Experten kritisieren Iran: Wegen Drogen hingerichtet

Seit Anfang 2014 wurden im Iran bereits 176 Menschen gehängt. Das Land verstößt damit gegen alle internationalen Grundsätze.
Bild: Seit Mitte 2013 nimmt die Zahl von Todesurteilen und Hinrichtungen im Iran immer mehr zu. (Nachtrag: Abgebildet ist die Hinrichtung des wegen Mordes verurteilten Majid Kavousi im Jahr 2007)

GENF dpa | Angesichts eines Anstiegs von Hinrichtungen im Iran haben UN-Experten die Regierung in Teheran aufgefordert, die Vollstreckung von Todesstrafen auszusetzen. Allein seit Anfang 2014 seien im Iran 176 Menschen gehängt worden, erklärten UN-Sonderberichterstatter am Mittwoch vor dem in Genf tagenden UN-Menschenrechtsrat. Seit Mitte 2013 nehme die Zahl von Todesurteilen und Hinrichtungen immer mehr zu.

Die meisten dieser Hinrichtungen seien im Zusammenhang mit Drogendelikten erfolgt. Damit verstoße der Iran gegen internationale Rechtsgrundsätze, wonach Todesstrafen, wenn überhaupt, ausschließlich für allerschwerste Verbrechen verhängt werden sollten.

Ein besonders gravierender Unrechtsfall sei die Hinrichtung einer Frau, die unter zweifelhaften Umständen zunächst gestanden, dann aber widerrufen hatte, vor sechs Jahren ihren Ehemann ermordet zu haben. Farzaneh Moradi, die am 4. März gehängt wurde, war laut UN-Darstellung im Alter von 15 Jahren zwangsverheiratet worden.

In ihrem Widerruf habe sie geltend gemacht, sie sei vom tatsächlichen Mörder überredet worden, die Tat auf sich zu nehmen, da man im Iran keine junge Mutter hinrichten würde. Das Gericht habe jedoch eine Revision des Verfahrens verweigert.

12 Mar 2014

TAGS

Todesurteil
Hinrichtung
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Iran
Japan
Todesstrafe
Schwerpunkt Iran
Israel
Obdachlosigkeit

ARTIKEL ZUM THEMA

USA streiten mit Teheran: Iran hält an UN-Botschafter fest

Die USA glauben, der neue UN-Botschafter des Iran war bei dem Sturm auf die US-Botschaft in Teheran 1979 dabei. Hamid Abutalebi sagt, er sei nur Übersetzer gewesen.

Nach 40 Jahren aus Todeszelle entlassen: Japanischer Häftling kommt frei

1968 wurde Iwao Hakamada zum Tode verurteilt. Seitdem war er inhaftiert. Nun wird das Verfahren gegen den heute 78-Jährigen neu aufgerollt. Er wurde freigelassen.

Vollstreckung von Todesstrafen: Staaten bringen mehr Menschen um

Amnesty International meldet einen deutlichen Anstieg vollstreckter Todesstrafen. Vor allem im Irak und Iran wurden mehr Menschen hingerichtet.

Vereinbarung von Teheran und Moskau: Neue Atommeiler für den Iran

Nach iranischen Angaben sollen mindenstens zwei neue Atomreaktoren in Buschehr gebaut werden. Russland soll dabei behilflich sein.

Iranisches Schiff aufgebracht: Israel stoppt Raketenlieferung

Auf dem Roten Meer hat Israels Marine ein Boot mit Dutzenden Raketen abgefangen. Einem Militärsprecher zufolge waren sie für militante Palästinenser bestimmt.

Disput um Notunterkünfte: Keine Wohnung, kein Kind

Der Hamburger Senat nahm einem obdachlosen lettischen Paar zeitweise sein Baby weg – wegen Kindeswohlgefährdung. Kritik weisen die Behörden zurück