taz.de -- Kolumne die Kriegsreporterin: Was geschah mit Hitlers Trampolin?
Volker Herres twittert Banalitäten, der „Spiegel“ bewegt sich, die Macher des neuen Heidi-Films suchen Statisten und RTL sucht die schönste Frau.
Hallo taz-Medienredaktion! Hast Du eine Ahnung, was bei Das Erste los ist? Du weißt schon, das ist das, was früher mal die hübsche Bezeichnung ARD hatte.
Irgendwie ist da Ausverkauf. Ausverkauf an dem, worum es geht. Ich wundere mich ja schon länger darüber, dass deren Programmdirektor [1][//twitter.com/Volker_Herres:seinen Twitter-Account] ausschließlich für Programmhinweise nutzt. Als Programmdirektor ist Volker Herres ein wichtiger Mann. Ein Häuptling, sozusagen. Und was macht er? Twittert täglich [2][Dinge wie]: „‘Rote Rosen‘: Jenny Jürgens übernimmt die Hauptrolle in der elften Staffel.“
Sag mal, Medienredaktion, ist das nicht etwas … unter Niveau? Demoliert da nicht einer seinen Posten? Gab es dafür nicht Hanni Vanhaiden? Sollen wir die vielleicht wiederbeleben? Damit Volker Herres was Richtiges machen kann? Zum Beispiel als jemand, der bei der ARD was zu sagen hat, sich die „Tagesschau“ anschauen und überlegen kann, ob es der richtige Einspieler für die Queen of Nachrichtensendungen ist, das Jammer-Internet-Filmchen von Neymar zu zeigen? Dem brasilianischen Spieler, der so fies angesprungen wurde und nun ausfällt?
Das ist ja fast wie beim Spiegel, der in der zweiten Woche in Folge einen Titel zum Thema „Bewegung“ bringt und [3][die „kühnen Strategien“ des Jogi Löw] vorstellt. Ehrlich gesagt, mich wundert ja, dass die den Ersten Weltkrieg und die kühnen Fitnessstrategien noch nicht vereint haben. Wo bleibt der Spiegel mit der aufgeklebten CD auf dem Cover „1914: Work-out im Schützengraben – von Aufwärmen bis Stretching – so sind Sie fit wie die Soldaten“ oder „Des Kaisers kühnes Zirkeltraining – 99 Übungen mit Bajonett“? Oder, etwas neuer, die Hitler-Edition im Sinne der neuen Focus-Strategie: „Hitlers Härtetrick – wir verraten, wie auch Sie den Arm hochkriegen!“ Als politischer Titel käme dann: „Was geschah mit dem Führer-Trampolin?“
Bleiben wir bei Hitler. Endlich wird Heidi wieder verfilmt. Für die Geschichte vom Guten und Reinen werden Statisten gesucht. Die müssen im Sinne des schweizerischen Reinheitsgebots frei von sichtbaren Tattoos sein, mit Kühen und Pferden umgehen können und wissen, an welchem Ende man eine Heugabel anpackt. Womit, allein durch das Kriterium „Heugabel“, alle außer den Bayern wegfallen dürften.
Etwas einfacher wird es da bei RTL. Denn RTL sucht „Deutschlands schönste Frau“. Und weil viele Frauen sich ihrer Schönheit gar nicht bewusst sind, wie RTL meint, dürfen auch Freunde, Kollegen und Familienmitglieder Vorschläge einreichen. Wer schon immer mal eine verhasste Frau vorführen wollte, der reiche einfach ihren Namen bei RTL ein! So einfach!
Interessant ist, dass es in den Medien tatsächlich einen Bereich gibt, in dem Frauen nicht hübsch sein müssen, sondern Chefin werden können: der Onlinebereich. Das mag zum einen daran liegen, dass „Online“ oft genug von den alten Säcken an irgendwelche (männlichen) Jungspunde übergeben wurde, die was von dem neumodischen Zeugs verstehen, weil sie schon mal in Amerika waren. Und diese Jungspunde schon deshalb nicht so frauenfeindlich sind, weil sie schwul sind oder ihre eigene Partnerin ernst nehmen und nicht wie die alten Säcke eine Ehefrau mit Ehrenamt zu Hause haben.
Das wird aber auch daran liegen, dass „Online“ im Ansehen der Hierarchen immer noch unter Print rangiert und entsprechend schlechter honoriert wird. Soll heißen, kein Wunder, dass Frauen zunehmend in die Führung von Onlinemedien aufrücken – Onlineredaktionen: der Putztrupp der Verlagshäuser. Und damit zurück nach Berlin!
9 Jul 2014
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