taz.de -- Lagerung von radioaktivem Material: Uranhexafluorid an der frischen Luft

18.500 Tonnen hochgiftiges Material lagern in der Urananreicherungsanlage Gronau in Fässern unter freiem Himmel. Eine Lagerhalle soll erst 2015 errichtet werden.
Bild: Nicht wirklich gut gedacht: Planskizze der Anlage in Gronau.

GRONAU/DÜSSELDORF epd | Auf dem Gelände der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau lagert mehr radioaktives Material als bisher angenommen. Rund 18.500 Tonnen hochgiftiges Uranhexafluorid befindet sich in Fässern auf dem Gelände, wie aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervorgeht, die [1][der Rheinischen Post vorliegt]. Ende 2012 seien es erst 6.700 Tonnen gewesen.

Eine ursprünglich für dieses Jahr geplante Lagerhalle für das Material solle nach Angaben des Anlagenbetreibers Urenco erst 2015 errichtet werden, hieß es. Das Uranhexafluorid-Freilager in Gronau sei genehmigt und habe eine Kapazität von maximal 38.100 Tonnen. Uranhexafluorid ist eine Verbindung aus Fluor und Uranerz. Sie wird zur Herstellung von Brennelementen für Atomkraftwerke verwendet. Das radioaktive Material soll in stabileres Uranoxid umgewandelt werden.

Uranhexafluorid sei ist ein hochgefährlicher ätzender und radioaktiver Stoff, warnte der Linken-Politiker Hubertus Zdebel. Die Behälter hielten einem Feuer von 800 Grad nur maximal eine halbe Stunde stand. Nach einer Freisetzung entstehe Flusssäure, die Lungen verätze und sogar Glas zerfresse. „Todesfälle in vielen hundert Metern Entfernung sind nicht ausgeschlossen“, erklärte der Linken-Politiker.

Anti-Atom-Initiativen und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) fordern den Stopp der Anlage in Gronau. Die Urananreicherungsanlage beliefert weltweit etwa jedes zehnte Kernkraftwerk mit Brennstäben. Atomgegner hatten am Montag in Hamburg einen Atomtransport nach Frankreich mehrere Stunden blockiert. Der BBU warnte vor den Gefahren, die von Atomtransporten ausgingen.

19 Aug 2014

LINKS

[1] http://www.rp-online.de/nrw/landespolitik/gronau-uranfabrik-lagert-atomfaesser-im-freien-aid-1.4462338

TAGS

Radioaktivität
Urananreicherungsanlage
Gronau
Urenco
Atommüll
Schwerpunkt Atomkraft
Gronau
Uran
Urenco
Schwerpunkt Atomkraft

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommentar Atommüll: Was beim Ausstieg übrig bleibt

Die Uranfabrik Gronau wird auch, nachdem der letzte Reaktor vom Netz gegangen sein wird, Atommüll erzeugen. Sie muss stillgelegt werden.

Antwort der Bundesregierung: 1.000 geheime Atomtransporte

Seit Anfang 2012 hat es rund 1.000 Atomtransporte gegeben, hat die Regierung auf eine Frage der Linkspartei geantwortet. Die Bevölkerung wurde nicht informiert.

Atommüll in Gronau: Vom Zwischen- zum Endlager

Deutschlands einzige Uran-Fabrik produziert Massen von Atommüll – und lagert ihn unbefristet vor Ort. Gronau könnte damit zum Präzedenzfall werden.

Radioaktives Material: Geheime Fracht auf Ostseefähren

Einige Schiffe auf der Route zwischen Deutschland und Schweden transportieren außer Passagieren auch Uranhexafluorid. Umweltschützer warnen.

Kommentar Verkaufspläne Uranfabrik: Die Regierung erhöht das Risiko

Die Uran-Firma Urenco soll verkauft werden. Das Risiko einer Verbreitung von Atomprodukten bis hin zu waffenfähigem Uran stiege erheblich.

Uran-Anreicherer soll privatisiert werden: Atomdeal ohne Öffentlichkeit

Der Verkauf von Urenco steht bevor. Die Firma reichert Uran an. Das Wirtschaftsministerium hält Details des Deals geheim. „Ein Skandal“, meinen die Linken.