taz.de -- Atommüll in Gronau: Vom Zwischen- zum Endlager
Deutschlands einzige Uran-Fabrik produziert Massen von Atommüll – und lagert ihn unbefristet vor Ort. Gronau könnte damit zum Präzedenzfall werden.
BOCHUM taz | Deutschlands erstes oberirdisches Atom-Endlager könnte im münsterländischen Gronau entstehen, fürchten Atomkraftgegner. Dort produziert Deutschlands einzige Urananreicherungsanlage (UAA), die jedes zehnte AKW weltweit mit Brennstoff versorgen kann, jährlich Tausende Tonnen strahlenden Abfall. Bei der Endlagersuche werde der aber „nicht berücksichtigt“, sagt Claudia Baitinger vom Umweltverband BUND. Das sei „unverantwortlich“.
Stattdessen spielt der UAA-Betreiber Urenco, an dem die Stromkonzerne RWE und Eon Anteile halten, auf Zeit. Noch dieses Jahr soll eine Halle in Betrieb gehen, die 60.000 Tonnen abgereichertes Uran fassen kann. Ob das jemals wieder aus Gronau verschwindet, ist völlig unklar: Wie die UAA verfügt auch das Atommülllager über eine unbefristete Betriebsgenehmigung.
Gronau könnte damit zum Präzedenzfall werden, bei dem ein Zwischenlager faktisch zum Endlager wird. Die Urananreicherung müsse „sofort beendet“ werden, fordert deshalb Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz.
Die verantwortlichen Umwelt- und Wirtschaftsministerien in Bund und Land haben offenbar keinen Plan, wie die immer weiter wachsenden Atommüllberge entsorgt werden sollen. Schon 2011 antwortete die Bundesregierung der Bundestagsfraktion der Grünen, die UAA werde rund 100.000 Kubikmeter Atommüll produzieren. „Der kann nach Ansicht der rot-grünen Düsseldorfer Landesregierung aber aus wasserrechtlichen Gründen keinesfalls im Schacht Konrad als vorgesehenem Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll landen“, betont Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.
Berlin hat bisher stattdessen eine Endlagerung zusammen „mit bestrahlten Brennelementen“ propagiert – also im noch zu findenden Endlager für hochradioaktiven Atommüll. Doch das soll nach derzeitigen Plänen insgesamt weniger als 30.000 Kubikmeter aufnehmen können, sagte eine Sprecherin des Bundesamts für Strahlenschutz zur taz.
Gemeinsam mit der Friedensbewegung wollen die Atomkraftgegner deshalb Druck auf Urenco machen – schließlich kann in Gronau auch atomwaffenfähiges Material hergestellt werden. Rund 40 Gruppen rufen für Karfreitag zu Protesten vor der UAA auf, die Auftakt des Ostermarsches Rhein-Ruhr werden.
9 Apr 2014
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