taz.de -- Kolumne Generation Camper: Nur keinen Neid jetzt!

Das Reisen im Caravaner bringt so manche Unbill mit sich. Doch man wird belohnt: Für Campingkinder ist es ein Paradies – und Eltern dürfen sich wohl fühlen.
Bild: Und wenn dann noch der Ausblick stimmt ...

Es gibt sie noch, die echten Caravaner, die mit ihren Wohnwagen über den Brenner zockeln. Übernächtigte Familienväter am Rande ihrer Kräfte, die es bedingungslos gut finden, mal ordentlich „Strecke zu machen“. Die ihre südländischen Topziele ansteuern, etwa einen vom ADAC mit vielen Sternen dekorierten Campingplatz bei Neapel, den man wegen hochsommerlicher Überfülle schon lange im Voraus buchen musste.

Klingt heftig. Und skurril. Aber wenn man erst Andreas Austilats amüsantes Buch „Hotel kann jeder“ gelesen hat, dann findet man sie irgendwie gut, diese Heroen der Campingkultur.

Andreas Austilat, Redakteur beim Tagesspiegel, gebührt für sein Campingbuch ein Ehrenpreis für Feldforschung. Er hat, so schreibt er, in die Campingszene eingeheiratet. Seine Geschichte ist die seiner Sozialisation, sie nimmt im Wohnwagen des Schwiegervaters ihren Anfang. Und sie wird trotz aller Widrigkeiten nicht enden.

Er wird zum Langstreckenfuzzi mutieren, also zum übernächtigten Familienvater am Rande seiner Kraft, der den Wohnwagen über die Alpen zieht … und dann kreuz und quer durch Europa. Schließlich wird er, wie es Camper so sehr lieben, wundersame Geschichten erzählen aus der Welt der Vorzelte, Mückenvorhänge, Crocs, Parzellenkämpfer, Grillmeister, Gemeinschaftsduschen. Und vom Glück berichten, draußen zu sein.

Und warum er das gemacht hat? Na ja, „der Kinder wegen“. Diese Standardantwort nimmt man Austilat gern ab. Weil Kinder in diesen Klein-in-Klein-Welten aufleben. Weil sie Lagerfeuer lieben und auf Campingplätzen kein bisschen Zeit mehr für ihre Eltern haben, sondern mit ihresgleichen vollauf beschäftigt sind.

Die mangelnde Intimsphäre auf Campingplätzen – Campingkinder genießen es. Und Eltern dürfen sich als gute Familienmenschen fühlen.

Aber Achtung: wer sich vielleicht für Wohnwagen erwärmen will, sollte auch das „Kleingedruckte“ lesen, etwa Austilats Bemerkung, dass jedes Packen eines Wohnwagens einem Umzug gleichkommt. Dafür muss man bereit sein. Das ist heroisch. Oder man ist damit aufgewachsen.

5 Oct 2014

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Burghoff

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