taz.de -- Ebola-Tagebuch – Folge 29: Wer Fieber hat, fliegt nicht
Schärfere Kontrollen an Flughäfen sollen die weltweite Ausbreitung von Ebola verhindern. Dabei zählt vor allem der Startflughafen.
Fiebermessen an Flughäfen – das ist die neue Wunderwaffe im Kampf gegen eine globale Ausbreitung des Ebola-Virus. In den drei westafrikanischen Ebola-Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea findet das bei der Ausreise längst statt, in vielen afrikanischen Ländern bei der Einreise ebenfalls.
In den USA begannen Ebola-Tests an den Flughäfen New York-JFK, Chicago-O’Hare, Washington-Dulles, Atlanta und Newark vergangene Woche, in Großbritanniens London-Heathrow diese Woche, und ab dem Wochenende will Frankreich nachziehen. In Deutschland ist das kein Thema, weil es keine Direktflüge aus den betroffenen Ländern Westafrikas an deutsche Flughäfen gibt; in Brüssel, wo Direktflüge stattfinden, sind Kontrollen weder in Kraft noch geplant.
Wie gehen Ebola-Kontrollen an Flughäfen? Reisende, die in Liberia, Sierra Leone oder Guinea ihren Flug bestiegen haben, werden bei der Einreise beiseitegenommen, betrachtet und befragt. Haben Sie Fieber? Hatten Sie Kontakt zu Ebola-Patienten? Fühlen Sie sich irgendwie komisch?
Bei Verdacht wird die Körpertemperatur gemessen, mit Spezialthermometern ohne direkten Körperkontakt. Wer Fieber hat, kommt in Quarantäne und wird auf Ebola getestet, um dann entweder vollisoliert oder entlassen zu werden.
So zumindest die Theorie – die aber nicht immer funktioniert, wie sich in den USA gezeigt hat. Und man kann auch übertreiben. Am Donnerstag wurde Air-France-Flug 1300 von Paris nach Madrid mit 156 Passagieren an Bord, planmäßige Ankunftszeit 9.40 Uhr, nach der Ankunft in eine entlegene Ecke des Flughafens dirigiert. Stundenlang durfte niemand aussteigen, nachdem ein Nigerianer an Bord angeblich Ebola-Symptome gezeigt hatte. Nigeria gilt mittlerweile übrigens als Ebola-frei.
Kontrollen bei der Abreise
Besser als Kontrollen bei der Ankunft sind Kontrollen bei der Abreise, sagen Experten. Die EU-Gesundheitsminister beschlossen am Donnerstag bei einem Sondertreffen in Brüssel, die bestehenden Kontrollmaßnahmen in den betroffenen Ländern zu kontrollieren. Welche Probleme sie befürchten, blieb offen – denn bisher hat alles zu 100 Prozent funktioniert. Laut europäischem Flughafenverband ACI Europe wurden bisher 36.000 solche Ausreisekontrollen durchgeführt. 77 Personen wurde die Reise verweigert. Krank war und ist davon kein einziger.
Deutschland schiebt sich derweil in die erste Reihe der Länder, die zum Kampf gegen Ebola beitragen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages beschloss am späten Mittwoch, die deutsche Ebola-Hilfe von 17 auf 102 Millionen Euro aufzustocken. Dies soll den „akuten“ Kampf unterstützen, hieß es. Für den langfristigen Aufbau der Gesundheitssysteme in Liberia, Sierra Leone und Guinea soll es sogar 700 Millionen Euro geben. Das sind deutliche Signale in Richtung mehr Engagement.
16 Oct 2014
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