taz.de -- EU-Entwurf zu Netzneutralität: Gleichbehandlung gelockert

Ein neuer Entwurf der EU-Staaten zur Netzneutralität ist lockerer formuliert als noch im Frühjahr. Nur bestimmte Inhalte sollen vor Drosselung geschützt werden.
Bild: Ist alles gleich schnell?

BRÜSSEL rtr | In der Debatte um die Gleichbehandlung aller Daten im Internet erwägen die EU-Staaten lockerere Regeln als bisher geplant. Damit bleiben sie bei der sogenannten Netzneutralität hinter den strikten Vorschriften zurück, auf die sich das EU-Parlament im April verständigt hatte. Das geht aus einem Entwurf hervor, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte.

Die jüngste Entwicklung in Brüssel könnte auf Zustimmung bei Europas Telekommunikationskonzernen stoßen. Schließlich wollte das EU-Parlament ihnen die Bevorzugung einzelner Kunden im Internet-Datenverkehr verbieten.

In dem aktuellen Reformvorschlag tendieren die Staaten der Europäischen Union aber nun zu einer weniger strengen Regelung. So soll es den Internet-Anbietern nur untersagt werden, bestimmte Inhalte zu „blockieren, verlangsamen, verändern, verschlechtern oder auszuschließen.“ Eine Definition von Netzneutralität, unter der gemeinhin die Gleichbehandlung aller Daten im Internet verstanden wird, bleibt der Entwurf aber schuldig.

Große Telekomkonzerne bestehen darauf, dass sie einzelnen Kunden kostenpflichtige Überholspuren auf der Datenautobahn einrichten dürfen. Daran Interesse haben dürften Unternehmen, die wie der Videodienst YouTube von Google eine besonders große Bandbreite brauchen.

19 Nov 2014

TAGS

Netzneutralität
Internet
Europäische Union
USA
Internet
Netzneutralität
Google
Porno
Netzneutralität
Breitbandausbau
Kapitalismus

ARTIKEL ZUM THEMA

Netzneutralität in den USA: Keine bezahlten Überholspuren

Zwei-Klassen-Netz? Nope. Der Chef der US-Telekom-Aufsicht FCC schockiert mit seinen Vorschlägen zur Netzneutralität Internet-Provider und Kabel-Firmen.

Kommentar Netzneutralität: Da hilft nur ein Gesetz

Der Breitbandausbau muss und wird kommen. Die Provider wollen trotzdem kassieren. Echte Netzneutralität kann daher nur gesetzlich gesichert werden.

Netzneutralität in Deutschland: Eine 0 für eine 1 ausgeben

Die Bundesregierung will die Gleichbehandlung beim digitalen Datentransfer. Aber profitable Spezialdienste haben dann doch Vorrang.

EU-Parlament gegen Internet-Monopole: Umstrittener Warnschuss an Google

Suchmaschinen dürfen ihre Marktmacht nicht missbrauchen, fordert das EU-Parlament. Grüne und Piraten kritisieren die Resolution.

Pornostars gegen Zwei-Klassen-Internet: „Ted Cruz ist nicht sexy“

In den USA werben nun Pornostars für die von Präsident Barack Obama geforderte Netzneutralität. Und sie zeigen dem Zuschauer dabei gar nichts.

Debatte um Netzneutralität: US-Präsident gegen Zwei-Klassen-Netz

Obama sprach sich am Montag klar gegen kostenpflichtige Überholspuren auf der Datenautobahn aus. Danach sackten die Aktienkurse großer US-Kabelanbieter ab.

Markus Beckedahl über Netzneutralität: „Der Staat sagt: Macht mal!“

Alexander Dobrindt und Telekommunikationsunternehmen verhandeln über den Netzausbau. Aktivisten sehen die Netzneutralität bedroht.

Jeremy Rifkin über den Kapitalismus: „Der Markt funktioniert nicht mehr“

Maschinen ersetzten Arbeitnehmer und das Auto druckt man sich einfach aus: Der US-Soziologe Jeremy Rifkin sagt das Ende des Kapitalismus voraus.