taz.de -- Schreckliches Gewaltverbrechen in Kabul: Lynchmob tötet junge Afghanin
Eine psychisch labile Frau wurde in Kabul erschlagen und angezündet. Sie soll den Koran verbrannt haben soll. Der afghanische Präsident und die UN verurteilten die Tat.
KABUL ap/dpa | Eine Menschenmenge hat in der afghanischen Hauptstadt Kabul eine psychisch labile Frau zu Tode geschlagen, angezündet und in einen Fluss geworfen. Die Polizei versuchte, den Mob mit Schüssen in die Luft zu vertreiben, sie habe aber „zu spät reagiert“, sagte Chefermittler Mohammed Farid Afsali am Freitag. Der 27-Jährigen wurde vorgeworfen, den Koran verbrannt zu haben. Sieben Verdächtige wurden festgenommen.
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat den Lynchmord nahe der Gelben Moschee scharf verurteilt. Ghani ordnete an, dass sowohl das Innenministerium als auch der für religiöse Fragen zuständigen Ulama-Rat und die Leitung der Moschee den Vorfall untersuchen sollen. Der Rat und die Leitung verurteilten die Tat als Verstoß gegen das islamische Recht.
Auch die Vereinten Nationen verurteilten die Tat auf das Schärfste. Die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch sagte, die Straffreiheit, die alle Aspekte des Lebens in Afghanistan durchdringe, begünstige Gewalt gegen Frauen. Das Opfer hatte sich nach Polizeiangaben seit mindestens vier Jahren in psychiatrischer Behandlung befunden.
Gewalt gegen Frauen in Afghanistan ist weit verbreitet, doch dass ein Mob Opfer angreift, kommt eher selten vor. Das Land wird immer wieder von internationalen Organisationen als einer der schlimmsten Orte für Frauen bezeichnet.
„Niemand hat das Recht, selbst als Richter und Gericht zu handeln oder Gewalt gegen irgendeinen wegen irgendeines Grundes anzuwenden“, sagte Präsident Ghani. Der seit September amtierende Präsident hatte die Rechte der Frauen und die Gleichberechtigung in das Zentrum seines Wahlkampfes gestellt. Seine Frau Rula stand bereits mehrfach öffentlich für Frauenrechte ein.
20 Mar 2015
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