taz.de -- Taliban-Anschläge in Afghanistan: Die Gewalt eskaliert

Ein zu den Taliban gehörender Selbstmordattentäter greift einen Nato-Konvoi an. Schiiten auf dem Weg zu einer Hochzeit geraten in eine Sprengfalle.
Bild: Bei dem Taliban-Anschlag in Dschalalabad zerstörtes Fahrzeug.

KABUL dpa | Drei Monate nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes in Afghanistan nimmt die Gewalt in dem Land deutlich zu. Die Taliban verübten am Freitag einen Selbstmordanschlag auf einen Nato-Konvoi in der ostafghanischen Provinzhauptstadt Dschalalabad. Nach Krankenhausangaben wurden mindestens vier Zivilisten getötet und 13 weitere verletzt.

Angaben über Opfer unter den Soldaten gab es nicht. Bei einem Bombenanschlag in der südostafghanischen Provinz Ghasni starben zwölf Angehörige der schiitischen Minderheit.

Die Nato äußerte sich zunächst nicht zu dem Anschlag in Dschalalabad, zu dem sich die radikalislamischen Taliban bekannten. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, Ziel sei ein US-Konvoi gewesen. Die Polizei bestätigte den Angriff, konnte aber zunächst keine Angaben über mögliche ausländische Tote oder Verletzte machen.

Ghasnis Vizegouverneur Mohammad Ali Ahmadi sagte, unter den zwölf getöteten Schiiten seien sechs Frauen und Kinder gewesen. Die Opfer, die der Volksgruppe der Hasara angehörten, seien auf dem Weg zu einer Hochzeit gewesen, als ihr Minibus in eine Sprengfalle geraten sei. Zu dem Anschlag kam es im Distrikt Khogijani, der größtenteils unter Kontrolle der sunnitischen Taliban steht.

Am Donnerstag hatten Taliban-Kämpfer in Armeeuniformen in der nordafghanischen Provinzhauptstadt Masar-i-Scharif einen Justizkomplex angegriffen. Die Zahl der Toten stieg nach Angaben der Polizei vom Freitag auf 18, unter ihnen die fünf Angreifer. 67 Menschen wurden demnach verletzt. Masar-i-Scharif ist der letzte Standort der Bundeswehr in Nordafghanistan. Das Bundeswehr-Feldlager liegt am Flughafen außerhalb der Stadt.

In Dschalalabad war erst am Mittwoch ein US-Soldat der neuen Nato-Ausbildungsmission „Resolute Support“ (Entschlossene Unterstützung) getötet worden. Ein afghanischer Soldat eröffnete das Feuer auf US-Truppen.

Der Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan lief Ende vergangenen Jahres ab. Die kleinere Nachfolgemission „Resolute Support“ dient der Ausbildung und Unterstützung afghanischer Sicherheitskräfte. Deutschland stellt bis zu 850 Soldaten für „Resolute Support“.

10 Apr 2015

TAGS

Taliban
Ghasni
Nato
Selbstmordanschlag
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Bundeswehr
Terrorismus
„Islamischer Staat“ (IS)
Taliban
Taliban
Hamid Karsai
Aschraf Ghani

ARTIKEL ZUM THEMA

Groß-Demo einer Minderheit in Kabul: Die Hasara sind auf der Straße

Zehntausende Mitglieder der Hasara protestieren in Kabul. Ihr Unmut richtet sich gegen ihre wirtschaftliche Benachteiligung und fortwährende Diskriminierung.

Frühjahrsoffensive der Taliban: Kampf um Kundus

Die Taliban stehen vor den Toren der Provinzhauptstadt Kundus. Die schweren Angriffe haben die afghanischen Regierungstruppen überrascht.

Kommentar IS-Anschlag in Afghanistan: Urheber gegen Bekenner

Der Islamische Staat hat sich zu einem Attentat in Afghanistan bekannt. Das heißt aber nicht, dass er es wirklich getan hat.

Regierungsbildung in Afghanistan: Endlich kann in Kabul regiert werden

Nach monatelangen Querelen sind nun fast alle Ministerposten besetzt. Das Parlamentsvotum hierzu war überraschend eindeutig.

Terror in Südost-Afghanistan: Viele Tote bei Anschlag auf Demo

Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in der Stadt Chost inmitten eines Anti-Korruptionsprotests mehrerer Hundert Demonstranten in die Luft.

Ex-Taliban-Gefangener Bowe Bergdahl: US-Soldat als Deserteur angeklagt

Fünf Jahre lang war US-Soldat Bowe Bergdahl in der Hand der Taliban. Nun wirft ihm die US-Armee Fahnenflucht und Fehlverhalten gegenüber dem Feind vor.

US-Militäreinsatz in Afghanistan: Unbefristet am Hindukusch

US-Präsident will zunächst 9.800 Soldaten in dem Land belassen. Schon jetzt ist der Kriegseinsatz in Afghanistan der längste der US-Geschichte.

Schreckliches Gewaltverbrechen in Kabul: Lynchmob tötet junge Afghanin

Eine psychisch labile Frau wurde in Kabul erschlagen und angezündet. Sie soll den Koran verbrannt haben soll. Der afghanische Präsident und die UN verurteilten die Tat.