taz.de -- Lynchmord in Afghanistan: „Gerechtigkeit für Farchunda“

In Kabul haben mehr als tausend Menschen gegen den Lynchmord an einer Afghanin demonstriert. Auch die Untätigkeit von Polizisten wurde kritisiert.
Bild: Überwiegend Frauen protestierten in Kabul.

KABUL afp | Aus Protest gegen den [1][Lynchmord an einer jungen Frau] in Kabul sind am Dienstag mehr als tausend Afghanen auf die Straße gegangen. Sie skandierten Parolen wie „Die Mörder von Farchunda müssen bestraft werden“ und „Gerechtigkeit für Farchunda“.

Der Europäischen Union zufolge zeigt der Fall, welchen Gefahren afghanische Frauen aufgrund von Vorurteilen, Diskriminierung und einer mangelhaften Rechtsprechung ausgesetzt sind.

Eine große Menschenmenge hatte die 27-jährige Farchunda am Donnerstag nahe einer Moschee in Kabul zu Tode geprügelt, weil sie angeblich den Koran verbrannt hatte. Ihre Leiche wurde anschließend in Brand gesteckt und in einen Fluss geworfen.

Mehrere Polizisten sollen zugesehen und nicht eingegriffen haben. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 13 Polizisten vom Dienst suspendiert, darunter der für die Gegend verantwortliche Polizeichef. Wie das Innenministerium am Dienstag mitteilte, wurden inzwischen 28 Menschen festgenommen und 20 Polizisten verhört.

„Das sind alles Feiglinge“, sagte eine Demonstrantin am Dienstag über die Sicherheitskräfte. „Sie hätten sie schützen können, wenn sie gewollt hätten. Ich fühle mich, als hätten sie meine Tochter verbrannt.“ Die Ermordung der jungen Frau wurde im In- und Ausland scharf verurteilt. Angebliche und tatsächliche Koranverbrennungen hatten in Afghanistan in der Vergangenheit bereits mehrfach schwere Gewalttaten ausgelöst.

In der Erklärung des diplomatischen Dienstes der EU hieß es, die Europäische Union werde sich weiterhin für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie für den Rechtsstaat in Afghanistan einsetzen.

25 Mar 2015

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