taz.de -- Geschafft? Zehn Jahre nach der Ankunft: Willkommenskultur – was ist davon übrig?
In der Podcastreihe „geschafft?“ berichten geflüchtete Journalist*innen, die 2015 nach Deutschland kamen, über ihren Alltag. Selma Kral ist hier zu Gast.
Rückschau nach zehn Jahren des sogenannten „Sommers der Migration“: Jubel am Hauptbahnhof, Spenden und ehrenamtliches Engagement. Die Hilfsbereitschaft aus dem Fluchtsommer 2015 war schnell vorbei. Oder etwa nicht? Um diese Entwicklung soll es ab Mitte August und bis Ende Dezember in den nächsten sechs Folgen der Podcastreihe „Geschafft? Zehn Jahre nach der Ankunft“ gehen, ein Projekt im Format [1][Freie Rede der taz Panter Stiftung]. Sowie um die Erfahrungen von Menschen, die selbst 2015 nach Deutschland kamen.
Während des „Fluchtsommers 2015“ erlebte Deutschland innerhalb nur weniger Monate eine ungewohnt hohe Zuwanderung. Über 1,8 Millionen Menschen migrierten beziehungsweise flohen insgesamt im Jahr 2015 nach Deutschland, viele kamen aus Kriegsgebiete, aus Syrien, Afghanistan und Irak.
In Deutschland zeigten damals viele Menschen eine unglaubliche Hilfsbereitschaft, nahmen Geflüchtete auf, spendeten Kleidung und Spielzeug, fuhren selbst an die Grenzen, um zu helfen. Der prägendste Satz dieser Zeit war wohl die Aussage der damaligen [2][CDU-Kanzlerin Angela Merkel: „Wir schaffen das!“]
Zugleich war diese Zeit auch der Anfang eines Rechtsrucks in Deutschland. Die AfD hat über die letzten Jahre stark an Zuspruch in der Bevölkerung gewonnen – vor allem mit dem Thema Migration. Selbst die Parteien der Mitte fordern mittlerweile Abschiebungen im großen Stil und eine strengere Regulierung von Migration.
Fühlst du dich immer noch willkommen?
In der ersten Folge geht es um das Thema Willkommenskultur. Was versteht man darunter? Kann man bei einer kurzfristigen Hilfsbereitschaft gegenüber Geflüchteten schon von einer Willkommenskultur sprechen? Inwieweit ist die Stimmung gegenüber Migranten gekippt? Wo findet man sie heute noch, die sogenannte Willkommenskultur von 2015? Und wie willkommen fühlen sich eigentlich die Geflüchteten selbst?
Zu Gast ist Selma Kral, eine syrische Journalistin, die 2015 ihr Heimatland verlassen musste und heute in Berlin lebt. Kral spricht mit Frederik Eikmanns, taz Redakteur für Migrationsthemen im Inlandsressort. Die Moderation übernimmt Ruth Fuentes.
In den restlichen Podcastfolgen von „Geschafft? Zehn Jahre nach der Ankunft“ werden sich immer geflüchtete Journalist*innen mit taz-Redakteur*innen über Migrationsthemen austauschen. Die geladenen geflüchteten Medienschaffende bringen ein Audio aus ihrem Heimatland und ein Audio aus Deutschland, um ihre Flucht- und Migrationserfahrung zu schildern.
Die Podcastreihe „Geschafft? Zehn Jahre nach der Ankunft“ ist ein Projekt der [3][taz Panter Stiftung]. Parallel zu den sechs Podcastfolgen werden zehn Kolumnen von diesen und anderen geflüchteten unter dem Titel [4][„Ankommen“] im [5][taz-Schwerpunkt zu 10 Jahren Flüchtlingssommer] veröffentlicht.
15 Aug 2025
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