taz.de -- Nach Abschluss der Rahmenvereinbarung: Trump rüttelt am EU-Deal

Der US-Präsident will amerikanische Digitalkonzerne schützen. Wenige Tage nach Abschluss der EU-Handelseinigung droht er mit Sanktionen und Zöllen.
Bild: Trump der Querulant macht mal wieder Querellen

Brüssel taz | Der Burgfrieden hat nicht lange gehalten. Wenige Tage, nachdem sich die EU und die USA auf Details ihres [1][lange umstrittenen Handelsdeals] geeinigt haben, droht US-Präsident Donald Trump schon wieder mit neuen Strafzöllen und Sanktionen. Diesmal geht es um EU-Gesetze und Steuern auf die US-Digitalkonzerne. Trump will sie loswerden, Brüssel hält dagegen – allerdings nur mit halber Kraft.

Die neue Attacke hat Trump in seinem Onlinedienst Truth Social gestartet. „Digitale Steuern, Gesetze zu digitalen Diensten und Vorschriften für digitale Märkte zielen alle darauf ab, amerikanischer Technologie zu schaden oder sie zu benachteiligen“, erklärte Trump, der die Chefs von US-Konzernen wie Apple, Google oder X zu seinen „Buddies“ (Kumpeln) zählt.

Trump wolle „erhebliche zusätzliche Zölle“ erheben und Exportbeschränkungen für US-Technologie und Chips verhängen, sofern die „diskriminierenden“ Maßnahmen nicht aufgehoben würden. Außerdem lässt er offenbar Sanktionen gegen EU-Verantwortliche prüfen, die für die europäischen Internetgesetze den [2][Digital Services Act (DSA) und den Digital Markets Act (DMA)] zuständig sind. Derartige Strafen gegen Brüssel hat es noch nie gegeben.

Die Europäische Kommission wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass es das „souveräne Recht“ der EU sei, die wirtschaftliche Tätigkeit in Europa zu regulieren. Dies habe man schon in den Verhandlungen über den Handelsdeal betont, weshalb Digitalsteuern sowie die EU-Gesetze DSA und DMA ausgeklammert worden seien. Von einer Diskriminierung der US-Konzerne könne keine Rede sein.

Auf Trumps Drohungen wollte die Behörde nicht näher eingehen. Sie sehe darin keinen Bruch [3][der Rahmenvereinbarung zum Handel], erklärte die Chefsprecherin von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Der Handelsdeal habe Sicherheit gebracht, beteuerte sie. Deshalb gebe es auch keinen Grund, die Umsetzung auszusetzen.

Die EU hat sich verpflichtet, alle Zölle auf Industriegüter aus den USA abzuschaffen. Umgekehrt soll jedoch ein US-Zoll von 15 Prozent auf die meisten europäischen Exporte gelten. Diese Vereinbarung werde wie geplant umgesetzt, heißt es in Brüssel. Aus Sicht von Kritikern geben die Europäer damit ihren letzten Trumpf aus der Hand, während Trump schon die nächste Attacke auf die EU reitet.

26 Aug 2025

LINKS

[1] /FAQ-zum-Deal-zwischen-Trump-und-der-EU/!6101597
[2] /Digitalpolitik/!6082298
[3] /Handelsdeal-mit-USA/!6105324

AUTOREN

Eric Bonse

TAGS

Schwerpunkt USA unter Trump
Zölle
EU
Digitalwirtschaft
Social-Auswahl
LNG
Ursula von der Leyen
Digital Services Act
Zoll
Schwerpunkt USA unter Trump
Europäische Union
Schwerpunkt USA unter Trump
Zoll
Donald Trump
Digitalisierung

ARTIKEL ZUM THEMA

Folgen für die Klimaneutralität: Fossile Druckbetankung

Die dreifache Menge an dreckiger Energie muss Europa in den USA kaufen. So steht es im Zollabkommen. Aber wie soll das funktionieren?

EU-Kommissionspräsidentin: Von der Leyen kämpft für sich

In einer Rede zur Lage der Union verkündet Ursula von der Leyen die Einstellung von Zahlungen an Israel. Und einen weiter harten Kurs gegen Russland.

Plan zur Tech-Unabhängigkeit: Wie die EU wieder digital souverän werden soll

Eine Initiative zeigt, wie die EU digital auf eigenen Beinen stehen könnte – und bekommt Hilfe von Trump. Treibt er Europa in die Unabhängigkeit?

US-Gericht erklärt Zölle für unzulässig: Rückschlag für Trumps Zollpolitik

Ein US-Gericht erklärt Trumps Zölle für unzulässig. Er hofft nun auf den Supreme Court. Scheitert Trump, droht den USA eine Haushaltskrise.

Juristischer Dämpfer für Donald Trump: Berufungsgericht erklärt Großteil der Zölle für unzulässig

Der US-Präsident habe mit der Verhängung von Aufschlägen auf Importe seine Befugnisse überschritten, entschieden die Richter am Freitag. Trump reagiert erbost und hofft nun auf den Obersten Gerichtshof.

Israel und Ukraine: Die EU sucht nach ihrer Linie

Ob Sicherheitsgarantien für die Ukraine oder Sanktionsforderungen gegen Israel – vor einem Treffen der Außenminister bleibt die Europäische Union Antworten schuldig.

Angeblich ausufernde Gewaltkriminalität: Trump will Todesstrafe in Washington wieder einführen

Seit über 40 Jahren gibt es die Todesstrafe in der US-Hauptstadt nicht mehr. Präsident Donald Trump will das ändern.

Handelsdeal mit USA: EU gibt im Zollstreit nach

Die EU-Kommission hat Details zum Zolldeal mit den USA vorgelegt. Sie erhebt demnach keine Zölle auf Industriegüter aus den Vereinigten Staaten. Die US-Zölle bleiben.

US-Zölle: Die Antwort auf Trumps Zollpolitik ist so naheliegend

Nicht nur der US-Präsident zerstört den regelbasierten Handel – alle machen mit. Dabei wäre das Chaos die perfekte Chance für eine neue Ordnung.

EU plant mehr Schutz für Nutzer:innen: Digital ist noch zu unfair

Wer im Netz unterwegs ist, ist ständig Zielscheibe von Werbung und Manipulationen. Die EU-Kommission will das mit einem neuen Gesetz verbessern.