taz.de -- Bombenanschlag in den USA: Anschlag auf reproduktive Rechte

Bei einem Bombenanschlag auf eine Fruchtbarkeitsklinik in Kalifornien kommt ein Mensch zu Tode, vier weitere werden verletzt. FBI spricht von Terror.
Bild: Zum Zeitpunkt des Anschlags waren keine Patienten in der Klinik in Palm Springs

Palm Springs afp Bei einem mutmaßlich terroristisch motivierten Bombenanschlag auf eine Fruchtbarkeitsklinik in der kalifornischen Stadt Palm Springs sind ein Mensch getötet und vier weitere verletzt worden. „Das war ein vorsätzlicher Terrorakt“, sagte FBI-Vertreter Akil Davis am Samstag nahe des Tatorts. „Im Verlaufe unserer Ermittlungen werden wir feststellen, ob es internationaler Terrorismus oder inländischer Terrorismus ist.“

Auf eine Journalistenfrage, ob die Fruchtbarkeitsklinik bewusst als Ziel ausgewählt worden sei, sagte der Leiter des FBI-Büros in Los Angeles: „Davon gehen wir aus, ja.“ Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Toten um den Verdächtigen. Davis sagte dazu, das FBI versuche den Toten zu identifizieren, halte Informationen dazu aber zurück, „um die Integrität der Ermittlungen zu schützen“.

Der Bürgermeister von Palm Springs, Ron deHarte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Bombe sei in einem Fahrzeug oder nahe eines Fahrzeugs detoniert, das nahe der Fruchtbarkeitsklinik geparkt habe.

Die Klinik des Betreibers American Reproductive Centers wurde bei der Explosion schwer beschädigt. Von umliegende Gebäude wurden ebenfalls Dächer, Türen und Fenster beschädigt, wie ein AFP-Journalist vor Ort berichtete. Zu sehen war außerdem ein ausgebranntes Fahrzeug auf einem Parkplatz.

Religiöse Gegner von Fruchtbarkeitskliniken

FBI-Vertreter Davis sprach von einer der größten Ermittlungen zu einem Bombenangriff in der Geschichte Südkaliforniens. Demnach wurden Explosionstrümmer mehr als 150 Meter weit geschleudert.

Die Klinik, in der zum Beispiel In-Vitro-Fertilisationen durchgeführt werden, war zum Zeitpunkt der Explosion nicht geöffnet. Der Betreiber sprach von einem „unerwarteten und tragischen“ Vorfall. Mitarbeiter der Klinik seien nicht zu Schaden gekommen. Auch das Labor, in dem Eizellen und Embryonen gelagert würden, sei nicht beschädigt worden.

Die genauen Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. US-Justizministerin Pam Bondi erklärte, Gewalt gegen Fruchtbarkeitskliniken sei „unverzeihlich“. „Frauen und Mütter sind der Herzschlag Amerikas.“ In den USA gibt es Gegner von Fruchtbarkeitskliniken, insbesondere aus religiösen Motiven.

Palm Springs liegt gut zwei Autostunden östlich von Los Angeles. Die in der Wüste gelegene Stadt ist ein beliebtes Ausflugsziel.

18 May 2025

TAGS

Schwerpunkt USA unter Trump
Terrorismus
Kalifornien
Reproduktive Rechte
Social-Auswahl
Reproduktionsmedizin
Schwerpunkt USA unter Trump
Kolumne Starke Gefühle
Schwerpunkt USA unter Trump
Schwerpunkt Abtreibung

ARTIKEL ZUM THEMA

Doku „Sex and the Scientists“ bei ARD: Kurz vor der Revolution

Die Reproduktionsmedizin arbeitet an Technologien, die das Leben grundlegend verändern könnten. Eine ARD-Doku überblickt den Forschungsstand.

Tote in Kalifornien: Anschlag auf Fruchtbarkeitsklinik

Mutmaßlicher Antinatalist verletzt in Palm Springs vier Menschen und tötet sich selbst.

50 Jahre Abtreibungsurteil „Roe vs. Wade“: War's das schon mit der Freiheit?

In den USA wurde das Recht auf Abtreibung eingeschränkt. Nicht nur dort sind wir frauenrechtlich auf dem Weg zurück in die Steinzeit. Es reicht.

Oberstes Gericht in den USA: Die Anmaßung

Dass in den USA Roe v. Wade gekippt wurde, zeigt: Der Oberste Gerichtshof agiert für eine radikale Minderheit. Abtreibungen sind wohl nur der Anfang.

Vormarsch der US-Abtreibungsgegner: Etappensieg für Frauenfeinde

Der Allianz aus Religiösen, Nationalisten und radikal Rechten geht es nicht um vermeintlich gute Gründe. Ihnen geht es ums Prinzip.