taz.de -- IT-Störung sorgt weltweit für Probleme: Abgesagte OPs, gestrichene Flüge

In zahlreichen Ländern gibt es massive Computer-Probleme. Der Berliner Flughafen BER musste am Freitagmorgen praktisch dichtmachen.
Bild: Berlin, 19. Juli: gestrandete Fluggäste nach Computerausfällen am Flughafen BER

Berlin taz | Weltweit sind Computersysteme von Unternehmen und öffentlichen Stellen von Ausfällen betroffen, die Ursache ist mutmaßlich ein Fehler bei einem Softwareupdate. So musste unter anderem der [1][Berliner Flughafen BER] am Freitagvormittag seinen Betrieb stark einschränken und auch an zahlreichen anderen Flughäfen in Deutschland und Europa kam es zu Verspätungen, Ausfällen und Problemen beim Check-In.

In den USA und Australien gab es am Vormittag ebenfalls zahlreiche Ausfälle im Flugverkehr. Probleme meldete zudem die Londoner Börse und die [2][Uniklinik Schleswig-Holstein]: Das Krankenhaus sagte Operationen ab, die nicht zeitkritisch waren, und schloss ihre Ambulanzen – eine Notversorgung wurde aber aufrechterhalten. Auch der IT-Dienstleister Südwestfalen-IT, der Kommunen in NRW betreut, meldete Probleme. Besonders betroffen von den Auswirkungen des IT-Problems scheint Australien zu sein: Laut dem [3][Sydney Morning Herald] berief die Regierung eine Krisensitzung ein.

Jill Slay, Lehrstuhlinhaberin für Cybersicherheit an der University of South Australia sagte gegenüber dem Nachrichtensender CNN, die „globalen Auswirkungen“ des Ausfalls seien „enorm“. Bei der Spurensuche nach der Ursache gerieten schnell zwei Unternehmen ins Visier: Der IT-Konzern Microsoft und der IT-Sicherheitsdienstleiter Crowdstrike.

„Wir sind uns bewusst, dass es ein Problem bezüglich Windows-Geräten gibt, Ursache ist ein Update von einem Drittanbieter“, teilte ein Microsoft-Sprecher auf Anfrage mit. Das Unternehmen gehe davon aus, dass in Kürze eine Lösung gefunden sei.

Offenbar kein Cyber-Angriff

Eine Sprecherin von Crowdstrike stellte gegenüber der taz klar: „Es handelt sich nicht um einen Sicherheitsvorfall oder einen Cyber-Angriff.“ Ursache der Probleme sei ein Fehler in einem Update für Windows. Mac- oder Linux-Hosts seien nicht betroffen. Das Problem sei identifiziert und eine technische Lösung bereitgestellt worden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Software-Probleme bei einem Dienstleister für großflächige Ausfälle sorgen. So führte vor drei Jahren eine Cyber-Attacke auf den US-amerikanischen IT-Dienstleister [4][Kaseya] zu Problemen in einer Reihe von Unternehmen. In Schweden musste eine Supermarktkette nahezu alle Läden schließen, weil das Kassensystem ausfiel.

19 Jul 2024

LINKS

[1] https://ber.berlin-airport.de/de/pages/aktuelle-reiseinformationen.html
[2] https://www.uksh.de/
[3] https://www.smh.com.au/national/australia-news-live-cfmeu-fallout-continues-energy-ministers-to-discuss-cost-of-living-20240719-p5juwi.html
[4] /Nach-Hackerangriff-auf-IT-Firma-Kaseya/!5784244

AUTOREN

Svenja Bergt

TAGS

IT-Sicherheit
Infrastruktur
Resilienz
GNS
IT-Sicherheit
Digitales Lernen
Hacker
Datenschutz
Supermarkt

ARTIKEL ZUM THEMA

Konsequenzen der IT-Störung: Nach dem Crash ist davor

Flugausfälle und verschobene OPs – nach einer großflächigen IT-Störung laufen die Systeme wieder an. Expert:innen fordern Konsequenzen.

Großflächige IT-Störung: Von wegen souverän

Die weltweite Störung hat gezeigt: In Sachen Digitalem sollten wir uns nicht abhängig machen. Quelloffene Software könnte hier ihre Stärke ausspielen.

Cyberangriff auf Krankenversicherung: Patientendaten im Darknet gelandet

Eine australische Versicherung wollte kein Lösegeld zahlen, dann wurden Kundendaten geleakt. Die Polizei macht russische Hacker verantwortlich.

Cybercrime und Wirtschaftsschutz: Generalschlüssel? 70 Millionen!

Immer öfter erpressen Kriminelle mit Software hohe Summen. Der deutschen Wirtschaft entsteht damit jährlich ein Schaden von 223 Milliarden Euro.

Knapp 800 Supermärkte in Schweden zu: Cyberangriff legt Läden lahm

Der Angriff auf einen US-Dienstleister hat Auswirkungen über die USA hinaus. Besonders in Schweden, wo Teile des Handels die Dienste nutzen.