taz.de -- Neue Austellung zur Berliner S-Bahn: Zeitreise auf Schienen

Im Berliner Ostbahnhof gibt es zur Zeit eine neue Ausstellung. Anlässlich des 100. Jubiläums der S-Bahn wird die Geschichte der Stadtbahn gezeigt.
Bild: Die S-Bahn hat schon 100 Jahre auf dem Buckel

Versteckt zwischen einem Bäcker und einer Verkaufsstelle der Deutschen Bahn, befindet sich in der großen Halle des Ostbahnhofs in Friedrichshain das Berliner S-Bahn Museum. Das eröffnete am Donnerstag eine Ausstellung, die in einer Zeitreise durch die Geschichte der [1][Berliner Stadt-Schnellbahn] führt. Die feiert nämlich am 8. August ihr 100. Jubiläum. Davon kann das Museum selbst nur träumen, dessen Mietvertrag Ende November ausläuft.

Wenn man von den geschäftigen Bahnpassagen in die Ausstellung geht, wirkt das Museum wie eine kleine Insel, vor der die Modernisierung des Bahnhofs gestoppt hat. Der gedrungene Projektraum ist voll mit Informationen über die [2][S-Bahn] und erinnert mehr an einen Klassenraum aus vergangenen Zeiten. Überall stehen dicht an dicht Aufsteller mit Plakaten und Relikten aus der langen [3][Geschichte der S-Bahn]. Sie zeigen eindrücklich, wie prägend diese für Berlin war – und immer noch ist.

Neben der chronologischen Aufarbeitung der Historie gibt es auch immer wieder Plakate mit Sonderthemen. Sie lassen die Begeisterung ihrer Schöpfer*innen für die Bahn erahnen, mit der sie sich ehrenamtlich in das Thema eingearbeitet und eigene Schwerpunkte entdeckt haben. Das Museum wurde 1989 vom Berliner Schienenverkehrs-Verband gegründet. Mittlerweile ist es eine gemeinnützige GmbH, die das Museum zusammen mit dem Verein Deutscher Bahnkunden-Verband führt.

Zusätzlich zur Ausstellung soll es vom 8. bis zum 11. August noch ein viertägiges Festival mit unterschiedlichen Veranstaltungen geben. Insgesamt hat das Land Berlin für das Jubiläum 3,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Ein großer Teil wurde dafür verwendet, die historische Stadtbahn wieder fahrtüchtig zu machen, die im Zuge des Festivals auf unterschiedlichen Fahrstrecken unterwegs sein wird.

Liebeserklärung an die Berliner S-Bahn

Bis heute scheint die S-Bahn eine große symbolische Bedeutung für die Teilung und die Wiedervereinigung zu haben – immer wieder wird das Thema in unterschiedlichsten Formen aufgenommen. Auch der ehrenamtliche Geschäftsführer Udo Dittfurth betont, wie sehr die S-Bahn die Stadt verband, als sie in zwei Hälften getrennt war. Man kann förmlich sehen, wie er dabei in Erinnerungen schwelgt und wie schwer es ihm fällt, die heutige Normalität und die Modernisierung der S-Bahn anzunehmen.

Auf den ersten Blick wird klar: die Ausstellung ist ein Liebesbeweis an die [4][Berliner Stadtbahn]. Ins Leben gerufen wurde sie von den Liebhaber*innen, die sich durch die S-Bahn die Stadt jeden Tag aufs Neue erschließen und dadurch die eigene Geschichte erleben.

Wie lange die Räume der Ausstellung noch zur Verfügung stehen, ist ungewiss und hängt zum großen Teil vom Senat und von der Deutschen Bahn ab. Noch ist nicht entschieden, ob dieses Projekt auch nach dem Jubiläum weiter finanziert wird. Und ob die Räumlichkeiten nicht doch einem profitableren Geschäft zuteilwerden. Bis es so weit ist, kann man die Wartezeit auf die S-Bahn für ein bis zwei Euro überbrücken und in ihre Geschichte eintauchen.

25 Jul 2024

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AUTOREN

Emma Doermann

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