taz.de -- Todesstrafe in Iran: Elf Menschen hingerichtet

Wegen angeblicher Drogendelikte hat Iran elf Menschen töten lassen. Menschenrechtler betonen, Teheran setze die Todesstrafe zur Einschüchterung ein.
Bild: Mehr als 400 Personen wurden in Iran dieses Jahr hingerichtet: Protest in Köln 2021 (Symbolbild)

Paris afp | In Iran sind nach Angaben von Aktivisten elf Angehörige der belutschischen Minderheit wegen mutmaßlicher Drogendelikte hingerichtet worden. Neun iranische Belutschen und zwei Belutschen mit afghanischer Staatsangehörigkeit seien zwischen Sonntagmorgen und Dienstagmorgen gehängt worden, teilte die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) am Mittwoch mit.

Acht der Männer wurden demnach zwischen Sonntag und Dienstag im Hauptgefängnis von Sahedan, der Provinzhauptstadt von Sistan-Belutschistan, wegen Drogenhandels erhängt. Ein weiterer wegen ähnlicher Vorwürfe Verurteilter sei am Sonntag in einem Gefängnis in der ostiranischen Stadt Birdschand erhängt worden.

Der 30-jährige Mohammad Arbab und der 32-jährige Asadollah Amini, zwei Belutschen mit afghanischer Staatsangehörigkeit, wurden demnach am Sonntag und Montag heimlich in einem Gefängnis in Sistan-Balutschistan ebenfalls durch Erhängen hingerichtet.

Nach IHR-Angaben wurden seit Anfang des Jahres bereits 423 Menschen hingerichtet, allein 61 Todesurteile seien im Juli vollstreckt worden. Dabei habe ein Drittel der Hinrichtungen Mitglieder der belutschischen Minderheit getroffen – während Belutschen nur zwischen zwei und sechs Prozent der iranischen Bevölkerung ausmachen. Die Belutschen sind zumeist sunnitische Muslime und nicht Schiiten wie die Mehrheit im Iran, viele von ihnen fühlen sich diskriminiert.

Die Aktivisten von IHR werfen Iran vor, die Anwendung der Todesstrafe massiv ausgeweitet zu haben und sie nach den [1][Protesten wegen den Tods der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini] im vergangenen Jahr gezielt als Einschüchterungsinstrument einzusetzen.

Amini war wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die strikte islamische Kleiderordnung von der Sittenpolizei festgenommen worden und im Polizeigewahrsam gestorben. Ihr Tod löste monatelange landesweite Proteste aus – viele davon in Sahedan, einer der ärmsten Regionen des Landes.

3 Aug 2023

LINKS

[1] /Proteste-in-Iran/!t5884344

TAGS

Schwerpunkt Iran
Todesstrafe
Menschenrechte
Proteste in Iran
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Proteste in Iran
Proteste in Iran
Proteste in Iran
Proteste in Iran
Proteste in Iran

ARTIKEL ZUM THEMA

Inhaftierte westliche Staatsangehörige: Irans Geiseldiplomatie

Das Regime in Iran nimmt seit Jahrzehnten Unschuldige fest, um verurteilte Terroristen freizupressen. Darauf muss endlich eine starke Antwort folgen.

Iran kontrolliert wieder Kleidungszwang: Sitte patrouilliert auf der Straße

Monatelang sah man Irans Sittenpolizei nicht auf der Straße. Doch nun agiert die Moralpolizei wieder wie vorher – und ihre berüchtigten Vans sind zurück.

Jamshid Sharmahd in iranischer Haft: Die Gunst der Stunde nutzen

Das Telefonat von Sharmahd mit seiner Tochter könnte ein Signal für Kompromissbereitschaft sein. Jetzt gilt es, sich für den Deutschen einzusetzen.

Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd: Tochter fürchtet baldige Exekution

Gazelle Sharmahd durfte nach zwei Jahren mit ihrem im Iran zum Tode verurteilten Vater sprechen. Der Anruf könnte ihr letztes Gespräch gewesen sein.

Repressionen im Iran: Sittenpolizei kontrolliert Hijabs

Im Iran kehren die Sittenwächter wieder in den Alltag der Menschen zurück. Damit nehmen die Repressionen gegen Frauen weiter zu.

Drohende Hinrichtung im Iran: Systematik des Verbrechens

In Iran droht einem Deutschen ein Todesurteil. Seine Tochter hat nun mit Menschenrechtsanwälten in Karlsruhe Anzeige erstattet.