taz.de -- Autokraten treffen sich erstmals: Putin wertet Myanmars Juntachef auf
Unter Sanktionsdruck rücken Russland und Myanmar zusammen. Moskau verkauft dem Putschführer Waffen und Öl und vereinbart atomare Zusammenarbeit.
Berlin taz | Bei seinem dritten [1][Russlandbesuch] seit seinem Putsch im Februar 2021 und seinem insgesamt neunten Besuch in Putins Reich hat es am Mittwoch geklappt: Myanmars Putschführer General Min Aung Hlaing ist erstmals von Russlands Präsident Wladimir Putin empfangen worden.
Das Treffen fand am Rande des dreitägigen „Östlichen Wirtschaftsforums“ im fernöstlichen, russischen Wladiwostok statt. Der 66-jährige Putschgeneral, der sonst international isoliert ist, war dort laut russischer Agentur [2][Tass] einer von vier internationalen Gästen, die Russlands vom Westen isolierter Autokrat empfing.
Erst im Juli war der General zuletzt in Russland gewesen. Damals gab es aber kein Treffen mit Putin, und die Reise wurde als „privat“ deklariert. Umso überschwänglicher äußerte sich Min Aung Hlaing jetzt über Putin: „Wir beschreiben Sie nicht nur als Führer Russlands, sondern als Führer der Welt, weil sie die Stabiliät der Welt kontrollieren und organisieren“, lobhudelte der General laut [3][Tass.] Putins Angriff auf die Ukraine hat Myanmars Junta stets verteidigt.
Nur wenige Details wurden über das Treffen bekannt. [4][Berichtet] wurde von einem Abkommen über nukleare Kooperation, das in Min Aung Hlaings Beisein zwischen Rosatom und zwei Ministerien Myanmars geschlossen wurde.
Moskau bedient Atomträume von Myanmars Militär
Die dortigen Generäle liebäugeln seit Langem mit der Atomenergie und haben öfter Avancen in diese Richtung gemacht – früher auch einmal mit Nordkorea, woran das myanmarische Oppositionsmedium [5][Irrawaddy] erinnerte. Vermutlich geht es den Generälen nicht nur um Energie, sondern auch um eine militärische Option. Doch ist Myanmar bei der Atomtechnologie noch völlig am Anfang.
Vereinbart wurde auch eine Zusammenarbeit im Medienbereich zwischen Russlands staatlicher Nachrichtenagentur Sputnik und dem Juntasender Myawaddy TV, berichtet [6][Irrawaddy].
Min Aung Hlaing erklärte in Wladiwostok, dass in den nächsten Tagen die erste russische Diesellieferung in Myanmar eintreffe. Schon im Juli waren russische Öllieferungen vereinbart worden. Jetzt erklärte der General, auf Wunsch könne Myanmar auch in Rubel zahlen.
Neben der diplomatischen Aufwertung seines Putschregimes jetzt durch Putin – selbst China achtet auf mehr Distanz – ist Russland für Myanmars Generäle in ihrem Krieg gegen die Widerstandsbewegung ein wichtiger Waffenlieferant, vor allem der Luftwaffe.
Lufthoheit Dank Jets aus Russland
Die Zivilbevölkerung wie Widerstandsgruppen werden aus in Russland gefertigten Jets vom Typ Yak-130 mit Raketen beschossen, wie Ende Juli die britische Organisation [7][Myanmar Whitness] nachwies. Russland lieferte diese Flugzeuge jedoch auch schon zu der Zeit, als die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi noch de facto die Regierung führte. Doch konnte sie dem eigenmächtigen Militär nichts vorschreiben, das seitdem weitere Jets bekommen hat.
Die Hinwendung der Junta nach Russland hängt auch mit ihrem Misstrauen gegenüber dem Nachbarn China zusammen. Denn das wirtschaftlich schwächelnde und innenpolitisch instabile Land droht in starke Abhängigkeit von der Volksrepublik zu geraten. Die dominiert bereits als Investor, Kreditgeber und Handelspartner und ist auch wichtiger Waffenlieferant. Zudem unterhält Peking Beziehungen zu einigen ethnischen Rebellengruppen im Grenzgebiet.
China unterstützt die Junta zwar meist diplomatisch, weil es grundsätzlich keine Erfolge westlicher Sanktionspolitik erleben will. Doch hatte Peking auch gute Beziehungen zu Aung San Suu Kyi, die sogar chinafreundlicher war als die Generäle.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte im Juli Myanmars Hauptstadt Naypyidaw besucht und dort die Bemühungen der Generäle um Stabilität gerühmt. Dabei wurden von Juntakräften bisher laut der lokalen Menschenrechtsorganisation [8][AAPP] mehr als 2.260 Menschen getötet und 15.430 festgenommen. Innerhalb des Landes sind laut Uno 1,3 Millionen Menschen auf der Flucht.
7 Sep 2022
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