taz.de -- Gesetze zum Schutz der Artenvielfalt: Weniger Pestizide, mehr Biotope

Die EU-Kommission macht Vorschläge zum Schutz der Artenvielfalt: Der Pestizideinsatz soll drastisch reduziert, Biotope sollen renaturiert werden.
Bild: Bis 2050 sollen 80 Prozent der in schlechtem Zustand befindlichen Biotope repariert werden

Die EU-Kommission hat am Mittwoch zwei Entwürfe für Verordnungen zum Schutz der Ökosysteme und der Artenvielfalt in der Europäischen Union vorgestellt. So sollen bis 2030 der Einsatz von Pestiziden und die durch ihn entstehenden Risiken halbiert werden. Außerdem sollen bis 2050 80 Prozent der in schlechtem Zustand befindlichen [1][Biotope repariert] werden.

Zu diesem Zweck will die Kommission den Mitgliedstaaten rechtlich bindende Renaturierungsziele vorschreiben. Demnach müssen bis 2030 mindestens 20 Prozent der Land- und Seeflächen der EU mit entsprechenden Maßnahmen belegt werden, die dann im Idealfall bis 2050 auf alle Ökosysteme ausgeweitet werden.

Auch für die [2][Reduktion des Pestizideinsatzes] sollen sich die Mitgliedstaaten verbindliche Ziele setzen und Strategien entwickeln, um diese zu erreichen. Landwirt*innen würden außerdem über die nächsten fünf Jahre bei der Umstellung mit EU-Geldern unterstützt.

„Heute ist ein guter Tag für die biologische Vielfalt und die menschliche Gesundheit in Europa“, erklärte Antje von Broock, Geschäftsführerin des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Umweltverbände kritisieren Lücken

Sie kritisierte aber, das Paket zur Pestizidreduktion sei nicht ausreichend, um das [3][Artensterben] zu stoppen: „Wir müssen aus den besonders gefährlichen Pestiziden bis 2030 komplett aussteigen.“ Auch das Renaturierungsgesetz weise Lücken auf, die „den Mitgliedstaaten [4][zu viel Spielraum] beim wirksamen Schutz der Natur an Land und auf See“ ließen.

Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, begrüßte die neuen und verschärften Ziele zur Pestizidreduktion: „Es ist allerhöchste Zeit, dass der Einsatz von Pestiziden verbindlich geregelt wird. Die bisherige unverbindliche Richtlinie zur Verwendung von Pestiziden krankte an mangelnder Umsetzung.“

Martin Dermine, Referent für Gesundheits- und Umweltpolitik beim Pesticide Action Network Europe, bemängelte, dass die Länder mit intensiven Landwirtschaftssystemen weniger ehrgeizige Einsparungsziele verfolgen müssen. Diese erlaubten es diesen Mitgliedstaaten, „das Business as usual fortzuführen.“

22 Jun 2022

LINKS

[1] /Schutz-fuer-Moore/!5842438
[2] /Pestizide-auf-Obst-und-Gemuese-aus-der-EU/!5856493
[3] /Studie-zeigt-gestoerte-Waermeregulierung/!5858885
[4] /Renaturierungsgesetz-der-EU-verschoben/!5839073

AUTOREN

Josa Zeitlinger

TAGS

Renaturierung
Landwirtschaft
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Pestizide
Verbraucherschutz
Europäische Union
Ökosysteme
Schwerpunkt Pestizide
Renaturierung
Meere
Schwerpunkt Pestizide
Landwirtschaft
Moor

ARTIKEL ZUM THEMA

Verbote von Pestiziden in der EU: Naturschützer gegen Grüne

Umweltverbände rügen das Bundesagrarministerium. Es will Bauern entgegenkommen, die Verbote von Pestiziden in Landschaftsschutzgebieten ablehnen.

Klimagerechte Forstwirtschaft: Geldregen für vertrocknete Wälder

Waldbesitzer:innen sollen finanzielle Anreize erhalten, ihre Wälder nachhaltiger zu gestalten. Interessenverbände mahnen Nachbesserungsbedarf an.

Konferenzen zum Artenschutz: Nur die eigene Betroffenheit zählt

Nach der Artenschutz- ist vor der Meereskonferenz. Aus der schalen Routine wird wohl erst dann Handeln, wenn es den eigenen Lifestyle einschränkt.

Pestizide auf Obst und Gemüse aus der EU: Gift auf Äpfeln, Birnen und Kiwis

Obst und Gemüse in Europa ist zunehmend mit Rückständen gesundheitsgefährdender Pestizide belastet. Dabei verspricht die EU das Gegenteil.

EU stoppt Plan für Pestizidreduktion: Agrarumweltschutz wird Kriegsopfer

Eine Verordnung für weniger Pestizide kommt erst mal nicht, so die EU-Kommission. Wegen des Ukrainekriegs gibt sie Ökoflächen für die Produktion frei.

Moorkundler über Moore und Klimawandel: „Wir haben zu viel entwässert“

Landwirtschaft, die auf entwässerten Moorflächen betrieben wird, ist ein großes Problem. Moorkundler Hans Joosten hält dazu einen Online-Vortrag.