taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Tanz den ÖPNV
Die Band ÖPNV nimmt uns auf ihrem Debütalbum „Deutsch Funk Revolte“ mit in Plattenbausiedlungen. Ihr experimenteller NoWave-Sound weiß zu überzeugen.
Verspielt und anspielungsreich – so könnte man das Debütalbum der Berliner Postpunk-Gruppe ÖPNV nennen. Die Band, die die wohl gern Öffis fährt, gründete sich 2019 und besteht aus der Südkoreanerin Hansol Kim (Schlagzeug), dem US-Amerikaner Seth Sutton (Bass) sowie den Berliner:innen Maria Nesterowa (Synthies) und Magnus Krüger (Gesang/Synthies).
Letzterer ist auch als [1][Bildender Künstler] unterwegs, er schreibt die meist assoziativen Texte der Band. In ihrem Sound erinnert sie an Acts wie Malaria!, [2][Kosmonautentraum] und aufgrund der nervösen, hippeligen Percussions und Synthies sowie des Jazz-Einschlags vielleicht am meisten an [3][Palais Schaumburg].
Auf „Deutsch Funk Revolte“, so der Titel des Albums, gibt es zum einen vielen Referenzen aus der Pop-Geschichte, so scheint „Trabantenstadt“ von DAFs „Kebapträume“ inspiriert zu sein („Zwölf Uhr in der Trabantenstadt/ Belag auf der Zunge und die Sicht beliebt matt“), das Stück erzählt von der Illusionslosigkeit und Stumpfheit, die die Menschen in den Ghettos und Plattenbausiedlungen befallen können.
In „Einzeltäter“ („Reih dich ein/ in die Kolonne der Einzeltäter“) kann man vielleicht am meisten hineindeuten, Krüger spielt darin wohl auf die gesellschaftlichen Grundlagen von Amok-/Gewalttaten an und warum die „Einzeltätertheorie“ vielleicht nie funktioniert.
Auch musikalisch ist ÖPNV ein tolles Album gelungen, erwähnenswert sind die experimentellen und polyrhythmischen Drums, die verfrickelten Synthies und der variable und durch verschiedene Filter gejagte Gesang. Also: Fahrt Bus und Bahn, hört ÖPNV!
5 Mar 2022
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