taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Die Grüne Woche haben wir satt

Der Ausgehtipp fürs Wochenende: Ein bisschen Umschauen in der fertigen Friedrichswerderschen Kirche und dann zur „Wir haben es satt“-Demo.
Bild: Zwei TeilnehmerInnen bei der „Wir haben es satt“-Demo vom vorigen Jahr

Mehr als sieben Jahre ist das nun schon wieder her. Im Oktober 2012 war es, als die Friedrichswerdersche Kirche wegen Bauschäden bis auf Weiteres geschlossen wurde. Die Schäden waren durch das Ausheben einer Baugrube für die zweigeschossige Tiefgarage eines großen Gebäudes mit Luxuswohnungen entstanden.

Nun lädt die Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin kommenden Samstag und Sonntag von jeweils 10 bis 16 Uhr zu Tagen der offenen Tür in die Kirche ein. Die Schäden sind behoben, ab Sommer soll die Kirche wieder für Ausstellungen der Alten Nationalgalerie genutzt werden. Die Kirche wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört und in den achtziger Jahren, also noch zu DDR-Zeiten, wiederaufgebaut.

Falls Sie nach dem Besuch der Kirche Hunger verspüren: Gehen Sie lieber nicht zur Grünen Woche! Da gibt es sowieso hauptsächlich Südfrüchte aus Neuseeland, Ayurveda-Essen aus Sri Lanka oder Insektensnacks aus China. Spätestens seit dem Klimastreikjahr 2019 sollten Sie es besser wissen. Schmieren Sie sich ein Vollkornbrot mit veganem Linsenaufstrich und laufen bei der „Wir haben es satt“-Demo am Samstag mit. Schon seit Jahren macht diese Demo gegen die industrielle Landwirtschaft mobil. Im letzten Jahr liefen 30.000 Menschen mit. Auch dieses Jahr sind die TeilnehmerInnen wieder aufgefordert, einen Kochtopf für den Krach mitzubringen. Allerdings nicht wie sonst am Potsdamer Platz, sondern am Brandenburger Tor.

2020 stehen wichtige Entscheidungen für die Landwirtschaft und das Klima an, um die es bei der Demo gehen wird. So sind am Samstag zentrale Themen nicht nur die klimagerechte Landwirtschaft, der Insektenschutz und die artgerechte Tierhaltung, sondern auch das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Mercosur-Ländern, gegen das Deutschland anders als andere europäische Staaten bislang kein Veto eingelegt hat.

Anders als bei Ceta und TTIP sorgte dies bislang für vergleichsweise wenig Protest, vielleicht wird sich das nun ändern. Ob es wie in den Vorjahren Aktionen unter dem Motto „Wir machen euch satt“ von konservativen Landwirten geben wird, die sich gegen die Anliegen der „Wir haben es satt“-Demo stemmen, ist noch nicht sicher.

Ach übrigens: Wenn Sie nach der Demo immer noch Saft haben und die Landwirtschaft noch einmal aus ganz anderer Perspektive erleben wollen, dann können Sie sich auch noch einen schönen Film aus Island reinpfeifen, der bereits letzte Woche in die Kinos gekommen ist. Er heißt „Milchkrieg in Dalsmynni“ und handelt vom Kampf einer herrlich stoischen Bäuerin gegen eine monopolistische Agrargenossenschaft in der Nachbarschaft.

13 Jan 2020

AUTOREN

Susanne Messmer

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