taz.de -- Belgiens AKW-Laufzeitverlängerung: Ein Verstoß gegen EU-Recht
Belgien hat mit der Laufzeitverlängerung der Reaktoren Doel 1 und 2 gegen EU-Recht verstoßen. Die Prüfung der Umweltauswirkungen muss nachgeholt werden.
Luxemburg afp | Belgien hat mit der Laufzeitverlängerung der Atomreaktoren [1][Doel 1 und Doel 2] gegen EU-Recht verstoßen. Die Behörden hätten die Genehmigung nicht ohne Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erteilen dürfen, entschied der Europäische Gerichtshof in Luxemburg (EuGH) am Montag. Die Reaktoren dürften vorübergehend aber weiter betrieben werden, falls dies notwendig sei, um die Stromversorgung aufrechtzuerhalten.
Belgien hatte 2003 den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie bis 2025 beschlossen. Die Reaktoren 1 und 2 im Kraftwerk Doel nördlich von Antwerpen an der niederländischen Grenze sollten 2015 abgeschaltet werden. 2015 beschloss die Regierung jedoch eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
Die Regierung verpflichtete die Betreiberfirma Electrabel, 700 Millionen Euro in die Modernisierung der Meiler zu investieren. Eine UVP, die laut EU-Recht für bestimmte Großprojekte vorgeschrieben ist, wurde nicht angeordnet. Belgische Umweltorganisationen zogen dagegen vor Gericht. Das belgische Verfassungsgericht wandte sich an den EuGH.
Dieser urteilte nun, dass die Auswirkungen auf die Umwelt nachträglich untersucht werden müssten. Da das Atomkraftwerk an der belgisch-niederländischen Grenze liegt, müsse eine grenzüberschreitende Prüfung erfolgen.
Falls durch eine Abschaltung eine Unterbrechung der Stromversorgung drohe, dürften die Reaktoren in Betrieb bleiben. Dies gelte aber nur so lange bis das Ergebnis der UVP vorliege, entschied der EuGH.
In Belgien gibt es sieben Atomreaktoren – vier im Kraftwerk Doel und drei in Tihange. Sie sind alle zwischen 30 und 40 Jahre alt und liegen nahe der Grenze. Doel 3 und Tihange 2 weisen Risse auf, weshalb sie von den Nachbarländern Niederlande, Luxemburg und Deutschland [2][als gefährlich eingestuft werden].
29 Jul 2019
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Der Betrieb der maroden Atomkraftwerke Doel 1 und 2 ist seit 2015 gesetzwidrig. Daraus folgt... nichts. Denn Belgien hat immer noch keine Regierung.
Die Ostermarsch-Veranstalter*innen erwarten am Wochenende zehntausende Menschen. Den Auftakt gab es am Freitag vor einer Atomanlage.
Der Brand in der Brennelementefabrik erinnert vor allem an eins: Auch nach dem Atomausstieg wird Kerntechnik produziert werden.
Deutscher Atombrennstoff hält belgische Bröckel-Reaktoren am Laufen. Doch CDU und CSU bremsen einen Produktionsstopp aus.